Freiwilligendienst im Gap Year: Liv Marit gibt Tipps für die Vorbereitung und das Leben im Ausland

Liv Marit verbringt das Gap Year im Freiwilligendienst mit einem AUF IN DIE WELT-Stipendium in Malawi. Ihre Erfahrungen mit der Eingewöhnung und Leben im Ausland, in schwierigen Situationen und die wichtige Vorbereitung in Deutschland

AUF IN DIE WELT: Freiwilligendienst im Gap Year in Malawi (Foto: BürgerStiftung Region Ahrensburg)

Liv Marit aus Schleswig-Holstein verbringt ein Auslandsjahr nach der Schulzeit mit einem AUF IN DIE WELT-Stipendium der BürgerStiftung Region Ahrensburg. Sie hat sich für das Gap Year für einen Freiwilligendienst in Malawi entschieden. Sie berichtet hier über die Erfahrungen. Alles zu ihrem Auslandsjahr und zu anderen Freiwilligendienstlern sind im AUF IN DIE WELT-Blog zu sehen. Informationen und Praxis-Tipps zum Gap Year und zu Freiwilligendiensten nach der Schulzeit gibt es im AUF IN DIE WELT-Portal in der Themenseite zum Gap Year.

Die Eingewöhnung in der neuen Umgebung ist wichtig und braucht Zeit

Meiner Ansicht nach ist es wichtig, sich vor allem beim Ankommen und Eingewöhnen Zeit zu lassen. Es braucht eine Weile, bis man sich in das neue Umfeld eingelebt hat, die Abläufe kennt und eigenständig Dinge erledigen kann.

Ich kann mich noch erinnern, wie ich mich am Anfang noch sehr unselbständig gefühlt habe und selbst bei alltäglichen Aktivitäten wie dem Einkaufen auf dem Markt auf andere Personen angewiesen war. Doch mit der Zeit änderte sich das und ich konnte immer mehr alleine machen, ich kannte mich in meiner Umgebung aus, konnte Situationen besser einschätzen und wusste, an wen ich mich bei welchem Anliegen wenden kann.

Die Stimmung und Sicherheitslage im Gastland im Blick behalten

Gerade in fremden Ländern, in denen man nicht unbedingt weiß, wie bestimmte Lagen einzuschätzen sind, ist es hilfreich, viel nachzufragen und sich bei verschiedenen Quellen zu informieren. Ein gutes Sicherheits- und Informationsnetz ist wichtig, um nicht in gefährliche Situationen zu geraten oder dann die nötige Hilfe zu bekommen.

Das wurde mir nach einer beängstigenden Situation letzten November bewusst: Meine Mitbewohnerin und ich besuchten an einem Sonntag ein Fußballspiel im Stadion der Stadt. Es herrschte bereits eine sehr aufgeheizte Stimmung und bevor ich verstand, was dort geschah, riefen einige Leute (mir unverständliche) Parolen, viele Menschen schrien, einige warfen mit Steinen, alle waren aufgebracht, es kamen Polizisten und vermutlich Soldaten mit Waffen, die Masse flüchtete Richtung Ausgang.

Zum Glück hatte der Fahrer, der uns zum Stadion gebracht hatte, auf uns gewartet, holte uns schnell aus dem Getümmel heraus und brachte uns sicher nach Hause. Wir waren sehr durcheinander und fühlten uns äußerst unsicher. Zur gleichen Zeit gab es nämlich im ganzen Land Demonstrationen, auch in unserer Stadt, bei denen wir anfangs nicht wussten, was genau passiert und wie ernst oder gefährlich die Lage ist.

Später stellte sich heraus, dass die innenpolitische Lage etwa vom Auswärtigen Amt als derzeit ruhig bezeichnet wurde, es in den größeren Städten jedoch zu Protestdemonstrationen kommen könne, da sich die soziale Lage aufgrund der schnell ansteigenden Inflation deutlich verschlechtere. Größere Demonstrationen sollten nicht weiter stattfinden.

Dass Fußballspiele eskalieren, kann in Malawi durchaus vorkommen, gerade wenn zwei verfeindete Rivalen gegeneinander spielen. Mir half es sehr, nach all der Aufregung mit Menschen vor Ort sowie mit den Verantwortlichen meiner Entsendeorganisation MISEREOR in Deutschland zu sprechen. So konnte ich mir ein besseres Bild von der Lage machen, wusste nun, was ich tun kann, um in Zukunft ähnliche Ereignisse zu vermeiden und wie man sich, sollte man doch hineingeraten, zu verhalten hat. Mittlerweile gehe ich wieder gerne zum Fußball, aber nur zu den friedlichen Spielen, und es weiß immer jemand Bescheid.

Offene Kommunikation hilft bei Fragen und Problemen am besten

Generell ist es immer wichtig, Fragen zu stellen und seine Probleme offen anzusprechen. In den meisten Fällen kann einem schnell geholfen werden und manchmal tut es auch einfach gut, über Themen, die einen beschäftigen, zu sprechen. Oft konnten mir meine Mentorin, die Ansprechpersonen bei der Arbeit und KollegInnen helfen. Auch die Zuständigen der Entsendeorganisation hatten immer ein offenes Ohr und unterstützten so, wie es aus der Ferne möglich war. Gerne tauschte ich mich auch mit anderen Freiwilligen aus, da sie sich oft in ähnlichen Situationen befanden und meine Gedanken besonders gut nachvollziehen konnten. Mir wurde bewusst, dass ich mit vielen Dingen nicht alleine bin und es half mir sehr, zu hören, wie andere mit den gleichen Schwierigkeiten umgehen.

Der Kontakt zur Familie in Deutschland kann hilfreich sein

Auch der Kontakt nach Deutschland mit meiner Familie und Freunden tat mir gut. Es ist schön mitzubekommen, was Zuhause passiert, wie es den Menschen, die einem wichtig sind, geht und ihnen von seinen Eindrücken und abenteuerlichen Erlebnissen zu berichten. Zwischenzeitlich hatte ich etwas Heimweh - da war es besser, weniger Kontakt nach Deutschland zu haben. Deswegen ist mein Tipp: Hör auf dich selbst und mach, was dir gut tut, auch wenn es manchmal nicht leicht ist.

Für das Leben im Ausland ist Eigeninitiative wichtig

Vor Ort ist es sinnvoll, viel Eigeninitiative zu zeigen und sich dort einzubringen, wo man kann. Es kann vorkommen, dass man erst keine richtigen Aufgaben hat oder geplante Dinge sehr lange dauern, bis sie umgesetzt werden. Aber besonders dann ist es wichtig, geduldig zu sein, dranzubleiben und immer wieder nachzufragen oder seine Unterstützung anzubieten.

Die Unterstützung durch die Deutsche Austauschorganisation ist wichtig

Im Großen und Ganzen fühlte ich mich von meiner Entsendeorganisation MISEREOR gut vorbereitet und betreut. Die Vorbereitungsseminare und das Zwischenseminar waren für mich sehr hilfreich und auch die regelmäßigen Videokonferenzen mit den anderen Freiwilligen der Organisation fand ich gut. Die Ansprechpersonen von MISEREOR standen bei Fragen und Problemen immer zur Verfügung. Meiner Meinung nach reagierten sie sehr verständnisvoll und unterstützten und halfen, wo sie konnten.

Es war sehr gut, sich schon während eines Vorbereitungsseminares mit dem Thema Notfall beschäftigt zu haben und eine Verhaltensstrategie etwa bei einem Unfall entwickelt zu haben. Für solche Situationen haben wir Notrufnummern und ein umfangreiches Versicherungspaket (von MISEREOR abgeschlossen und bezahlt). Auch Kleinigkeiten wie den kostenlosen Telefonrückrufservice und empathische E-Mail-Nachfragen auch nach einer überstandenen problematischen Situation weiß ich sehr zu schätzen.

Eure Liv Marit