Freiwilligendienst im Gap Year: Lotta hat in Namibia viel kennengelernt, auch ihren Traumberuf

Lotta verbringt ihr Gap Year im Freiwilligendienst mit einem AUF IN DIE WELT-Stipendium in Namibia. In vielen Bereichen hat sie auch Verantwortung gelernt

Auf in die Welt: Freiwilligendienst im Gap Year in Namibia (Foto: BürgerStiftung Region Ahrensburg)

Auf in die Welt: Freiwilligendienst im Gap Year in Namibia (Foto: BürgerStiftung Region Ahrensburg)

Lotta aus Schleswig-Holstein verbringt ein Auslandsjahr nach der Schulzeit mit einem Stipendium der BürgerStiftung Region Ahrensburg. Sie hat sich für das Gap Year für einen Freiwilligendienst in Namibia entschieden. Sie berichtet hier über die Erfahrungen. Alles zu ihrem Auslandsjahr und zu anderen Freiwilligendienstlern sind im AUF IN DIE WELT-Blog zu sehen. Alles zum Gap Year und zu Freiwilligendiensten nach der Schulzeit gibt es im AUF IN DIE WELT-Portal in der großen Themenseite zum Gap Year.

Am 26. Juli. 2022 geht mein Flieger um 18:50 Uhr nach Deutschland, d.h. ich bin noch zwei Monate hier und habe schon 9 Monate hier verbracht. Die Zeit ging unglaublich schnell vorbei und es fühlt sich nicht an, als wäre ich schon fast ein ganzes Jahr hier in Namibia.

Lotta: Das Leben in Namibia ist gut, wenn auch anstrengend

Im Prinzip war alles gut in meinem Jahr in Namibia, natürlich gab und gibt es Dinge die ich gerne mache und nicht gerne mache, aber im Grunde bin ich sehr Dankbar für alles was ich hier gemacht, gelernt und erlebt habe. Anfangs war ich sehr überfordert, weil hier eine ganz andere Kultur herrscht, als in Deutschland. Viele sagen, Namibia ist sehr deutsch, aber ich hatte es schwer mich daran zu gewöhnen.

Was Lotta im Alltag in Namibia stört: Die mangelnde Planung und die Pünktlichkeit

Was ich bis heute nicht mag, ist das ungeplante Leben. Viele kommen nie pünktlich, die Tage werden nicht geplant, es kommt ohne Vorwissen alles auf einen zu.

Lotta hat im Freiwilligendienst gelernt, spontan Verantwortung zu übernehmen

Was ich gelernt habe, ist spontan große Verantwortung zu übernehmen und die Situationen geplant und gut aussehen zu lassen. Zum Beispiel habe ich schon öfter alle Reitstunden übernommen, weil die andere Reitlehrerin ausgefallen ist, die parallel Reitstunden zu meinen Stunden hat. Es waren also viele Reitschüler und damit hatte ich eine große Verantwortung, die ich öfter mal getragen habe.

  • Solche Situationen gab es auch im Restaurant, wo ich dann spontan nach meinen Reitstunden das Kellnern übernehmen musste und dann bis 18 Uhr gearbeitet habe statt bis 13 Uhr.
  • Ein anderes Beispiel ist der Kindergarten, wo ich plötzlich zwei Wochen ganz alleine den Kindergarten gehändelt habe, ohne dass ich wusste, dass es auf mich zukommt. Solche Situationen gibt es immer wieder und mittlerweile kann ich damit umgehen und bin auch froh gelernt zu haben wie man plötzlich große Verantwortung übernimmt.

Lotta hat im Freiwilligendienst auch die Jagd und das Schlachten kennengelernt

Durch diese ganzen Situationen habe ich viele Arbeitsbereiche gelernt und viele Erfahrung gesammelt. Ich habe bereits im Schlachthaus gearbeitet und war auch mit auf Jagd, wo ein Oryx geschossen wurde und ich helfen durfte diesen zu schlachten. Ich war 6 Jahre Vegetarier bevor ich nach Namibia gekommen bin und habe hier angefangen Fleisch zu essen. Ich war nicht davon überzeugt im Schlachthaus zu arbeiten und sogar zu schlachten und bei einer Jagd dabei zu sein. Aber ich habe mich überwunden und habe es gemacht, danach konnte ich mit einem noch viel besserem Gefühl Fleisch essen, weil ich gelernt habe, was eigentlich mit einem Tier passiert und wie es verarbeitet wird.

Freiwilligendienst im Gap Year: Lotta macht die Arbeit im Kindergarten viel Spaß

Mein Hauptarbeitsbereich ist der Kindergarten, was mir auch wirklich Freude macht, dort zu arbeiten, aber ich habe festgestellt, dass das nicht der Beruf ist in dem ich später arbeiten möchte. Ich habe gelernt, wie man den Kindergarten leitet und was das für eine Verantwortung ist. Ich liebe die Zusammenarbeit mit Kindern und wie gesagt, ich liebe viele Momente mit den Kindern, aber es nimmt einem sehr viel Energie und Kraft.

Beim Reitunterricht hat Lotta viel gelernt

Bei den Reitstunden hatte ich am Anfang nur die Deutschen Kinder gehabt. Mittlerweile habe ich auch ein paar englische Reitschüler und merke wie ich besser in der Sprache werde. Ich hatte Respekt davor englischen Reitunterricht zu machen, aber habe einfach versucht so offen wie möglich auf die Situation zuzugehen und habe nun sehr viele Wörter dazugelernt.

Lotta will nach den guten Erfahrungen im Freiwilligendienst Reittherapeutin werden

Das Unterrichten habe ich bereits in Deutschland gemacht und hier hat sich nochmal für mich bestätigt, dass ich eine Ausbildung zur Reittherapeutin machen möchte, weil ich große Freude daran habe, zu sehen wie die Kinder sich im Kontakt mit Tieren (in dem Falle Pferden) verändern. Ich hatte einen Reitschüler, der unglaublich Angst vor Pferden hatte und nachdem er einmal auf dem Pferd saß wollte er nicht mehr aufhören und hat regelmäßig Reitunterricht genommen, leider musste er umziehen und reitet im Moment nicht mehr. Die Eltern gaben mir die Rückmeldung, dass er viel Ausgelasteter sei, seitdem er reitet. Das war eine unglaubliche Erfahrung und hat mich jedes Mal so glücklich gemacht dem Jungen sowas geben zu können.

Lotta hat im Freiwilligendienst auch mit großen Pferden zu arbeiten

Ich arbeite auch mit den Pferden und helfe beim Ausbilden, was mir viel Freude macht. Ich habe viel Neues dadurch gelernt und mich auch mal mit Großpferden beschäftigt. In Deutschland reite ich nur Islandpferde. Hier habe ich Interesse bekommen mich mehr mit Dressur- und Springreiten zu befassen.

Zudem arbeite ich im Restaurant und Coffeshop, was für mich zuerst ein Albtraum darstellte. In der Küche zu helfen fand ich nicht so schlimm, aber zu kellnern hatte ich Angst. Ich hatte Angst etwas fallen zu lassen oder eine Bestellung falsch aufzunehmen, vor allem weil die Gerichte alle auf Englisch sind.

Nach und nach machte ich meine Erfahrungen und merkte, dass es auch Spaß machen konnte, nur das Kaffeeservieren fällt mir schwer und ich mag es nicht sonderlich gerne. Aber ich könnte mir durch die Erfahrung vorstellen neben meiner Ausbildung in einem Restaurant auszuhelfen.

Nebenbei betreue ich für die Farm die Instagram- und Facebookseite @hoovesandgardens und habe viel Spaß am Fotografieren. Ich finde es sehr cool zu erfahren, wie es ist eine professionelle Seite zu gestalten.

Das sind viele Dinge die ich hier gelernt habe und ich bin sehr Dankbar, wie viele Erfahrungen ich hier gesammelt habe und hoffentlich noch ein paar sammle.

Lotta hat sich in ihrer Zeit im Freiwilligendienst in Namibia verändert

Durch die ganzen Erfahrungen und auch die Kultur habe ich mich verändert. Ich bin selbstsicherer in meinem tun geworden und kann besser mit Verantwortung umgehen. Durch das Farmleben mit sehr wenigen Menschen, bzw. nicht wenigen, aber sehr verteilt arbeiten, merke ich, wenn ich mal in Windhoek bin, dass ich weniger gut mit vielen Menschen umgehen kann und sehr geräuschempfindlich geworden bin. Mal sehen, wie ich das in Deutschland wieder aushalte.

Ich freue mich noch auf meine letzten beiden Monate in Namibia.

Eure Lotta