Der Schüleraustausch, das Auslandsjahr während der Schulzeit, beruht darauf, dass die Schüler/innen längere Zeit in einem anderen Land leben, dort in die Schule gehen und einer Familie in derer Nähe leben, in der Gastfamilie. Damit stellt sich die Frage: Welche Aufgaben übernehmen die Gastfamilien, wie kommen Gastfamilie und Schüler/in zusammen und was geschieht, wenn es im Zusammenleben Probleme gibt?
Die Aufgaben der Gastfamilie für den Schüleraustausch
Die Gastfamilie übernimmt es, eine Schüler/in aus dem Ausland bei sich aufzunehmen. Das umfasst zumindest die Bereitstellung einer Unterkunft. Die Aufgaben der Gastfamilien gehen weit darüber hinaus. Dazu gehört auch die Ernährung im Rahmen der Essensgewohnheiten der Familie. Vor allem werden die Gastschüler/innen im Idealfall vollständig in die Gastfamilie integriert, sozusagen als „Kind auf Zeit“. Das bedeutet, dass auch die Gastschüler/innen Aufgaben und Pflichten im Haushalt übernehmen und dass sie an Aktivitäten der Familie teilnehmen können, beispielsweise an Ausflügen und Familienfeiern.
Die Unterbringung der Schüler/innen in der Gastfamilie
Die Unterbringung der Schüler/innen in Gastfamilien hat viele Vorteile. Die Schüler/innen leben mit Einheimischen zusammen und lernen so den Alltag kennen. Einzelheiten zur Unterbringung in der Gastfamilie
Meistens ist ein Gastschüler/in zur Zeit in einer Gastfamilie. Teilweise nehmen Gastfamilien aber auch mehrree Schüler/innen gleichzeitig auf. Dies wird auch Double Placement genannt. Vorteile, Nachteile und Voraussetzungen des Double Placement
Was ist die Motivation für eine Familie, Gastfamilie für den Schüleraustausch zu werden?
Gastfamilien sind bereit, junge Leute aus einem anderen Land und einer anderen Kultur, längere Zeit in ihr Familienleben aufzunehmen. Das setzt Offenheit gegenüber Menschen aus anderen Kulturkreisen voraus. Dazu kommt das Interesse an jungen Menschen und die Bereitschaft, auf sie einzugehen, wenn sie Fragen und Probleme im Alltag haben. Normalerweise gehören zur Motivation der Gastfamilie auch ein Interesse an fremden Ländern und ein Engagement für die internationale Verständigung.
Was genau macht eine Gastfamilie aus?
Gastfamilien sind oft Familien mit eigenen Kindern. Das muss aber nicht so sein. Die Kriterien der Austauschorganisationen sind relativ flexibel: Die Familie muss keine eigenen Kinder haben, wenn diese beispielsweise bereits älter sind und nicht mehr bei ihren Eltern leben. Eine alleinerziehende Mutter kann die Funktion einer Gastfamilie übernehmen. Auch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften und Paare im Rentenalter können gute Gasteltern sein. Wesentliche Voraussetzung ist vielmehr, dass sie den Austauschschülern eine „zuhause“ und eine familiäre Einbindung in ihren Haushalt ermöglichen und zuverlässige Ansprechpartner im Alltag sind.
Welche Gegenleistungen erwartet die Gastfamilie?
Die wichtigste Gegenleistung für Gastfamilien sind die Offenheit und das Interesse der Austauschschüler und ihre Bereitschaft, sich in die Familie einzufügen. Sie erwarten, dass die Gäste sich an die in ihrem Haushalt üblichen Regeln halten, etwa was Essenszeiten anbetrifft und die Mithilfe bei Hausarbeiten. Die Gasteltern übernehmen formal die Elternfunktion, so dass sie erwarten können, dass ihre Anweisungen beachtet werden.
Kostet der Aufenthalt bei der Gastfamilie Geld?
Ob und in welchem Umfang die Gastfamilie einen finanziellen Beitrag erhält, wird von der Austauschorganisation im Vorwege geklärt. Üblich ist, dass die Gastfamilie einen Ersatz für ihre Kosten, insbesondere die Verpflegung, bekommt. Dies ist von der Familie der Austauschschüler im Rahmen der Buchung des Austauschprogramms zu bezahlen.
Je nach Gastland und Austauschprogramm gibt es hier große Unterschiede. Der wichtigste Ausnahmefall ist das USA Classic Programm, bei dem junge Leute an eine staatliche High School in die USA gehen, weil durch Vorgabe der US-Regierung die Gasteltern in diesem Programm von den Schülern und ihren Familien kein Geld annehmen dürfen.
Wie wird die Eignung einer Familie als Gastfamilie festgestellt?
Wer die Funktion einer Gastfamilie übernehmen will, muss sich bei einer Austauschorganisation bewerben. Die Austauschorganisation prüft dann, ob die Voraussetzungen gegeben sind. Das betrifft beispielsweise die räumlichen Gegebenheiten, die familiäre, berufliche und finanzielle Situation der Familie und ob diese „intakt“ erscheint. Fälle von Alkoholmissbrauch oder Drogenkonsum werden ausgeschlossen. Üblich ist auch, dass die Gastfamilie einen Nachweis im Sinne eines polizeilichen Führungszeugnisses vorlegt.
Wie wird die Gastfamilie für die Austauschschüler ausgewählt?
Gastfamilie und Gastschüler werden in zwei Schritten zusammengebracht. Im ersten Schritt schaut die Austauschorganisation anhand der bei ihr hinterlegten Profile und Wünsche, welche Gastfamilie in der Nähe der geplanten High School in Betracht kommt. Im zweiten Schritt legt die Austauschorganisation die vom Schüler vorbereitete Bewerbung („Schreiben an die Gastfamilie“) der Familie vor. Wenn alles zusammenpasst, ist das „Match“ abgeschlossen.
Warum müssen sich die Schüler bei den Gastfamilien bewerben?
Die Gastfamilie muss die Chance bekommen zu überlegen, ob der Schüler / die Schülerin zu ihr passt. Schließlich nimmt sie die Austauschschüler in ihre Familie auf. Nach der Entscheidung für die Aufnahme können die Schüler davon ausgehen, dass sie willkommen sind und die Gastfamilie sich auf sie freut. Damit ist die Grundalge für einen guten Start gelegt.
Wann werden Gastfamilie und Gastschüler im konkreten Fall zusammengebracht?
Das Match zwischen Schüler/in und Gastfamilie findet oft erst relativ kurz vor dem Beginn des Schüleraustausches statt. Der Grund ist, dass die Austauschorganisation zunächst Bewerbungen für die High School-Plätze in der Nähe bekommen muss und erst dann vor Ort um Gastfamilien werben kann.
Was hilft den Schülern beim Start in der Gastfamilie?
Grundsätzlich können die Schüler/innen davon ausgehen, dass die Gastfamilie sich auf sie freut und neugierig ist. Daher hilft es, wenn man zu Beginn gleich gut ins Gespräch kommt, Das wird erleichtert, wenn die Gastschüler/innen über sich und ihr Leben zuhause berichten und wenn sie ein kleines Gastgeschenk als Aufmerksamkeit dabei haben.
Was passiert, wenn es im Zusammenleben in der Familie Probleme gibt?
Im Zusammenleben in der Familie können während des Schüleraustausches Unstimmigkeiten auftreten. Daran kann auch die gute Vorbereitung und Auswahl oft nichts ändern. Die Gründe für Unstimmigkeiten können vielfältig sein. Oft hat es damit zu tun, dass die Erwartungen anders waren, und zwar auf beiden Seiten.
Häufig ist den Austauschschüler/innen nicht immer ausreichend klar, dass der Schüleraustausch auf der Prämisse beruht, dass sie sich an die Lebensweise vor Ort anpassen (müssen). Das Leben in der Gastfamilie ist nicht mit einem Hotelaufenthalt zu verwechseln. Die meisten Ehemaligen berichten, dass sie den Unterschied zum Leben in Deutschland als spannende Erfahrung erlebt haben, die sie weiter bringt.
Wenn die Unstimmigkeiten zu groß erscheinen, ist der beste Weg das Gespräch, zunächst mit den Gasteltern und danach unter Einbindung der lokalen Vertreter/in der Austauschorganisation.
Wie läuft der Wechsel der Gastfamilie ab?
Wenn die Unstimmigkeiten im Zusammenleben in der Gastfamilie nicht geklärt werden können, bleibt nur der Wechsel der Gastfamilie. Dies ist Aufgabe der Austauschorganisation, die eine andere Familie sucht, die möglichst in der Nähe lebt, so dass die Austauschschüler/in an der bisherigen High School bleiben kann. Das klappt im Normalfall binnen weniger Tage. Die meisten Ehemaligen berichten, dass die den Wechsel der Gastfamilie weniger als anstrengend wahrgenommen haben, sondern als Erfahrung, die ihnen eine neue Gastfamilie ermöglicht hat.