Schüleraustausch Japan in Corona-Zeiten: Erfahrungen mit der Gastfamilie und in der Schule

Sina wurde im Schüleraustausch in Japan von der Gastfamilie und in der Schule freundlich aufgenommen. Die Schule ist ganz anders als in Deutschland

Schüleraustausch mit Stipendium in Japan: Sina in Kumamoto

Sina aus Niedersachsen verbringt das Auslandsjahr mit einem Austausch-Stipendium der Stiftung Völkerverständigung in Japan, und zwar auf im Süden in Kumamoto. Sie berichtet hier über die Erfahrungen. Alles zu ihrem Auslandsjahr und zu anderen Austauschschülern in Asien kann man im Schüleraustausch Blog lesen.

Schüleraustausch Japan in Corona-Zeiten: Herzliche Begrüßung durch Gastfamilie

Es ist mittlerweile knapp zwei Monate her, seitdem ich zu meiner Gastfamilie gekommen bin. Vor meiner Ankunft in Kumamoto kannte ich nur ein paar Fotos von Ihnen, also war ich dementsprechend sehr aufgeregt sie endlich kennenzulernen. Nach meiner Landung in Kumamoto habe ich sie dann zum ersten Mal persönlich getroffen. Meine Gasteltern und meine 4 Gastschwestern haben mich direkt herzlich bei ihnen aufgenommen und wir sind danach erstmal zu den Großeltern gefahren. Die ganze Familie war dort, wodurch es ein schöner und entspannter kleiner Kennlernabend wurde.

Schüleraustausch in Japan: Kumamoto kennenlernen

Nach meiner Ankunft musste ich zwei Wochen warten, bis ich zur Schule gehen konnte, da gerade die Examen geschrieben wurden. In der Zeit hatte ich aber durch meine Gastfamilie etwas Zeit mich einzuleben und Kumamoto zu erkunden.

Einer der schönsten Ausflüge ging zum Kumamoto Schloss

Meine Host-Tante hat mich und ihre Kinder dort hingefahren, damit wir das Schloss gemeinsam besichtigen konnten. Das Schloss und das Gelände werden zur Zeit instandgesetzt, da es vor ein paar Jahren ein großes Erdbeben gab. In Folge dessen sind viele Gebäude eingebrochen oder auch die Steine aus den Schlossmauern gefallen. Glücklicherweise ist das Schloss von außen schon größtenteils repariert, man kann es nur noch nicht wieder betreten. Der Anblick des Schlosses war, auch mit Baukran und Absperrzaun, trotzdem atemberaubend schön. Und so verflogen die zwei Wochen wie im Flug.

Schüleraustausch: Mein erster Schultag in Japan

Es war endlich Zeit für meinen ersten Schultag, der aber erstmal nur zur Erkundung der Schule genutzt wurde. Dort habe ich dann auch die beiden anderen Austauschschülerinnen wiedergesehen, die ebenfalls in der Quarantäne in Tokyo waren. Meine Schule hat dieses Jahr drei Austauschschülerinnen aufgenommen, wobei Anna aus Belgien kommt, Patcha aus Thailand und ich aus Deutschland. Es war eine große Erleichterung für uns, dass wir uns direkt gut verstanden haben. Zusammen haben wir dann erstmal die Schule erkundet und einen Teil der Schuluniform ausgeliehen. Danach war der erste Tag auch schon zu Ende.

Schüleraustausch Japan in Corona-Zeiten: Die Begrüßung durch Mitschülerinnen und Lehrer

Nach dem folgenden Wochenende stand dann endlich der erste wirkliche Schultag an. Mein Klassenlehrer hat mich abgeholt und wir sind zusammen zu meiner Klasse gegangen. Hierbei ist noch wichtig zu erwähnen, dass meine Schule eine reine Mädchenschule ist und ich somit nur Klassenkameradinnen habe.

Auf jeden Fall haben mich meine Klassenkameradinnen sofort freundlich begrüßt und sogar ein paar einstudierte deutsche Sätze präsentiert. In der ersten Stunde haben wir dann auch erstmal eine kleine Vorstellungsrunde gehabt, wobei die bei 36 Schülerinnen natürlich etwas größer ausgefallen ist. Ein großer Vorteil bei meiner Klasse ist, dass die Schülerinnen relativ gut Englisch sprechen können und wir somit Ungewissheiten einfach klären können. Dadurch bestand mein einziges Problem darin, sich die Namen von allen zu merken, was eine echte Langzeitaufgabe für mich ist.

Der restliche Tag verlief dann nach dem normalen Stundenplan. Meinen Erwartungen entsprechend konnte ich in dem Unterricht selten etwas verstehen. Umso mehr habe ich mich dann aber gefreut, wenn ich doch mal etwas, auch nur ansatzweise, verstanden habe. In den Pausen habe ich dann angefangen kleine Gespräche mit meinen Klassenkameradinnen zu führen. Dabei habe ich schnell mitbekommen, dass die Japanerinnen doch gar nicht so schüchtern sind wie erwartet. In den nächsten Tagen haben mich die Lehrer jeweils herzlich begrüßt und sich gefreut mich in ihrem Unterricht zu haben, auch wenn ich nur wenig mitarbeiten kann.

Unterschiede zwischen der japanischen und der deutschen Schule

Als erstes ist mir aufgefallen, dass es in dem Klassenraum erstaunlich ruhig ist. Gerade während des Unterrichts hört man selten Gespräche zwischen Schülerinnen, aber auch in den Pausen ist es sehr ruhig. Dadurch kann man sehr einfach dem Unterricht folgen, wobei es teilweise von manchen Schülern als entspannte Schlafgelegenheit gesehen wird.

Nun komme ich auch schon zum nächsten Punkt. Die Schülerinnen schlafen hier teilweise im Unterricht und nicht gerade unauffällig. Was hierbei noch besonders erstaunlich erscheint ist, dass die Lehrer selten etwas dagegen sagen. Oft versuchen sie die Schülerinnen zum Wachbleiben zu motivieren, was jedoch selten funktioniert. In Deutschland habe ich es nicht wirklich mitbekommen, dass jemand im Unterricht einfach einschläft und der Lehrer sich nicht allzu viel daraus macht. Das liegt wohl daran, dass der Unterricht hier zum Großteil vom Lehrer geführt wird und in Deutschland eine mündliche Beteiligung der Schüler gefordert ist.

Zudem ist es in japanischen Schulen normal, dass man sich in der Pause im Klassenraum für den Sportunterricht umzieht, was erstmal sehr ungewohnt für mich war. Da die Pausen an meiner Schule jeweils 10 Minuten dauern, musste ich mich auch daran gewöhnen, mich etwas zügiger als normal umzuziehen, damit ich es noch rechtzeitig zum Klingeln in die Sporthalle schaffe.

Der aber wohl auffälligste Punkt ist die Putzzeit nach dem Unterricht. Dabei bindet sich jeder seine Putzschürze um und begibt sich dann zu seinem Putzort. Ich bin zum Beispiel für den Klassenraum eingeteilt, wo ich mit 5 anderen Schülerinnen den Boden mit einem Lappen wische. Mir war bewusst, dass es diese Putzzeit gibt, aber ich habe nicht erwartet, dass sie tatsächlich auch Spaß macht. Gerade in dieser Zeit rede ich viel mit meinen Klassenkameradinnen und wir albern ein wenig rum.

Schüleraustausch in Japan: Die Schulklubs

Nach zwei Wochen in der Schule hatte ich mich schon recht gut an die Unterschiede gewöhnt. Der Beitritt in einen Schulklub war nun noch das Letzte, was gefehlt hat. Meine Schule bietet viele verschiedene Klubaktivitäten an, von einem Kimono Klub bis zu einem Band Klub. Ich habe mich schlussendlich für den  Klub entschieden, in dem es um traditionelles japanisches Bogenschießen geht. Dort habe ich einen neuen Ort gefunden, an dem ich meine Freunde treffen und Spaß haben kann.

Schulunterricht in Japan in Corona-Zeiten

Der Schulalltag in Japan verläuft momentan, durch Corona, natürlich etwas anders, als vielleicht üblich. Meiner Erfahrung nach trägt jeder in der Schule durchgehend eine Maske, auch während des Sportunterrichts, und die Schülerversammlungen wurden abgesagt.

Stattdessen werden wichtige Ansagen durch Lautsprecher durchgesagt oder vom Lehrer weitergegeben. Im Gegensatz zu Deutschland bleiben die Fenster aber oft geschlossen. Ein Vorteil an den japanischen Schulen liegt darin, dass es hier nur Einzeltische gibt und man dadurch mehr Abstand halten kann.

 

Eure Sina