Freiwilligendienst im Gap Year in Kolumbien: Johanna erlebt Weihnachten und den Jahreswechsel in den Anden

Johanna erlebt eine spanende Zeit im Advent, zu Weihnachten und zum Jahreswechsel – und bekommt erstmals Heimweh

Gap Year im Freiwilligendienst in Kolumbien

Johanna aus Ingolstadt in Bayern verbringt ihr Auslandsjahr nach der Schulzeit mit einem Stipendium der Stiftung Mensch und Zukunft. Sie hat sich für das Gap Year als Freiwilligendienst in einem Dorf in den Anden in Kolumbien entschieden. Sie berichtet hier über die Erfahrungen. Alles zu ihrem Auslandsjahr und zu anderen Freiwilligendienstlern ist im AUF IN DIE WELT-Blog zu sehen und auf der großen Themenseite zum Gap Year.

Die Vorweihnachtszeit in Kolumbien

Am 07. Dezember beginnt die Vorweihnachtszeit mit dem „Día de las velitas“ (Tag der kleinen Kerzen). Gemeinsam mit der Familie zündet man verschiedenfarbige Kerzen an, um für das kommende Jahr verschiedene Segen zu erhalten: gelb für Geld und Reichtum, grün für Gesundheit, lila für Intuition, rot für Leidenschaft und Liebe usw. Ich habe mir Mühe gegeben besonders viele gelbe Kerzen anzuzünden…

Jeden Abend saß ich mit der Familie zusammen, während sie gebetet, gesungen und mit mir den Nachtisch geteilt haben. Auch wenn man nicht gläubig ist, ist das eine schöne Tradition, um gemeinsam Zeit zu verbringen und als Familie enger zusammen zu wachsen.

Weihnachten im Freiwilligendienst in Kolumbien

In Kolumbien feiert man Weihnachten auch am 24. Dezember. Weihnachten selbst waren wir bei der Familie meines Gastvaters, bei der Yoko und ich in eine Sucht nach einem kolumbianischen Wurfspiel namens Bolirana verfiele. Den ganzen Abend lang haben wir mit Cousins, Onkeln und anderen Familienmitgliedern um den Sieg konkurriert und nebenbei Grillfleisch mit Kartoffeln gegessen. Später am Abend fuhren wir wieder zurück nach Hause, um Weihnachten zu feiern.

In Kolumbien feiert man erst um Mitternacht vom 24. auf den 25. Als die Uhr dann 12 schlug, verteilten wir uns gegenseitig Geschenke und der Abend war insgesamt richtig schön. Jeder hatte Geschenke besorgt und ich war richtig überwältigt wie gut mich meine Familie kennt und wie viele Gedanken hinter allen Geschenken steckten.

Silvester und der Jahreswechsel in Kolumbien

Auch Silvester haben wir im kleinen Kreis verbracht und ein deutsch-japanisch-kolumbianisches Essen geteilt: Punsch, Gyoza mit Soyasauce und Fleisch mit einer süßen Sauce.  Zu Besuch waren außerdem Verwandte der Familie.

Um Mitternacht haben wir dann 12 Weintrauben gegessen – eine kolumbianische Tradition. (Ich denke allerdings, dass man das auch in anderen spanischsprachigen Ländern so macht) Eine Traube steht dabei für jeden Monat des kommenden Jahres und beim Essen wünscht man sich bei jeder Traube etwas für den dazugehörigen Monat.

Was ein wenig seltsam war - aber auch irgendwie praktisch, waren die 6 Stunden Zeitverschiebung zwischen Deutschland und Kolumbien. So konnte ich allen in Deutschland und Europa ein Frohes Neues Jahr wünschen, als ich noch in 2022 war.

Zudem war es auch ungewohnt, dass manche Leute hier zwar auch Feuerwerk machen, das aber viel weniger wichtig als in Deutschland ist. An Mitternacht hab ich mich daran erinnert, wie ich ein Jahr zuvor mir dachte „Wow in einem Jahr wirst du in Kolumbien sein und dort feiern“. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht…

In der Weihnachtszeit bekam Johanna Heimweh

Mit Weihnachten, Silvester und der 6 Monats Marke in meinem Leben in Kolumbien, traf mich zum ersten Mal seit ich hier bin eine längere Heimweh- und Tiefphase. Ich hatte auch vorher schon einmal Momente gehabt, wo ich meine Familie und Freunde vermisst habe, aber nie für einen langen Zeitraum.

Am Anfang ist man so überwältigt von all den Veränderungen, dass man für Heimweh keine Zeit hat. Aber mittlerweile bin ich völlig in Kolumbien angekommen und habe mich an das Leben hier größtenteils gewöhnt, wodurch auch mehr Raum zum Denken bleibt. Tatsächlich waren es nicht mal die Festtage an sich, an denen ich mich nach meiner Familie, meinen Freunden und ja - auch nach Deutschland gesehnt habe. Sondern eher die Zeit danach, als das Hoch der Feiertage vorüber war.

Johanna bereitet sich in Kolumbien auf ihre Rückkehr nach Deutschland vor

In dieser Zeit habe ich mich über Universitäten informiert und bei Wohnheimen beworben, um mich daran zu erinnern, dass es weitergeht. Das hatte die Vorteile, dass ich jetzt auf einigen Wartelisten für Wohnheime bin und gleichzeitig mir auch bewusst wurde wie wenig Zeit hier eigentlich noch bleibt und dass ich diese Zeit nutzen muss. Außerdem hatte ich mehr Kontakt mit Freunden und meiner Familie, was auch geholfen hat.

Alle diese Sachen haben es zwar einfacher gemacht, aber konnten das Gefühl auch nicht komplett zunichtemachen. Ich denke, zu einem gewissen Punkt, muss man sich mit diesem Gefühl auseinandersetzen und es einfach durchleben. Mittlerweile habe ich diese Phase auch wieder durchstanden und freue mich auf die restliche Zeit hier. Weil wie ich an den ersten 6 Monaten hier gemerkt habe: die Zeit verfliegt.

Eure Johanna