Das Auslandsjahr während der Schulzeit, der Schüleraustausch, ist eine einmalige Gelegenheit, ein anderes Land, die Kultur, Menschen und die Sprache intensiv kennen zu lernen. Für die Vorbereitung des Austauschjahres ist ein Punkt wichtig, der schon vor der Abreise geklärt werden sollte: Wie erreichen die Schüler, dass sie nach ihrer Rückkehr in der deutschen Schule zuhause schnell wieder mitkommen und ihre Schulzeit mit dem Abitur gut abschließen? Die gemeinnützige Stiftung Völkerverständigung fördert den Schüleraustausch und hat die wichtigen Punkte zusammengestellt.
1 Welche Unterrichtsinhalte sind für das Nachholen relevant?
Generell geht es bei der Frage, welche Inhalte nachzuholen sind, um die Themen, die für die weitere Schulzeit und für das Abitur wichtig sind. Dazu kommt es darauf an, welche Fächer in dem jeweiligen Bundesland zum Kernbereich gehören, was verpflichtende Fächer für das Abitur sind und ob die Schüler planen, im Rahmen einer Profiloberstufe bestimmte Fächer besonders intensiv zu bearbeiten, etwa weil sie diese für eine spätere Ausbildung oder ein Studium benötigen.
2 Termin und Dauer des Schüleraustausches
Der Bedarf Unterrichtsstoff nachzuholen, hängt davon ab, was während des Schüleraustausches an der deutschen Schule gelehrt wird und in welchem Umfang diese Inhalte für das Abitur später gebraucht werden. Das ist je nach Bundesland und Schulform verschieden, insbesondere Gymnasium / Gesamtschule, G8/G9. In den Schulen mit 13jähriger Schulzeit (G9) werden in der elften Klasse normalerweise nur wenige Inhalte neu vermittelt, die später benötigt werden. Daher ist der Nachholbedarf hier normalerweise gering. Das ist auch eine Frage der Dauer des Schüleraustausches.
Bei 12jähriger Schulzeit (G8) kann das Auslandsjahr in der neunten oder zehnten Klasse stattfinden. Daher stellt sich hier die Frage der nachzuholenden Unterrichtsinhalte, insbesondere, wenn der Schüleraustausch ein volles Schuljahr dauert, nicht nur beispielsweise drei oder fünf Monate.
3 Die Lernmöglichkeiten im Schüleraustausch im Ausland
Grundlage für den Schüleraustausch ist, dass die Schüler im Ausland vergleichbare Inhalte lernen wie zuhause. In der Praxis unterscheiden sich die Schulsysteme dann doch etwas. Außerdem ist jede Schule, auch jede High School in den USA oder einem der anderen englischsprachigen Traumziele der jungen Leute Australien, England, Irland, Kanada und Neuseeland, anders.
Der Bedarf an nachzuholendem Unterrichtsinhalt kann durch mehrere Maßnahmen gut eingegrenzt werden: Das betrifft einmal die Auswahl der High School unter dem Gesichtspunkt, welche Fächer dort im Fokus stehen. Die Schüler können im Ausland darauf hinwirken, dass sie dort in einer höheren und damit anspruchsvolleren Klassenstufe eingestuft werden. Außerdem werden in den USA und den anderen englischsprachigen Ländern für die Kernfächer oft zusätzliche bzw. Vertiefungskurse angeboten, die dort auf das Studium vorbereiten sollen. Wenn die deutschen Schüler an diesen Kursen teilnehmen, sollte das den Inhalten zuhause weitgehend entsprechen.
4 Absprachen mit der Schule zuhause vor dem Auslandsjahr
Für die optimale Fächer- und Kurswahl an der High School im Ausland sollten die Schüler mit ihrer Schule zuhause klären, worauf sie achten sollten, damit die Inhalte im Ausland bestmöglich passen. Das betrifft sowohl die Fächer als auch den Schwierigkeitsgrad der Kurse und eventuell konkrete Inhalte. Außerdem kann die Schule dem Schüler eine Rückmeldung zum Lern- und Leistungsstand geben und damit eine Einschätzung geben, wie viel Kraft es kosten wird, den Stoff nachzuholen.
5 Unterstützungen der Schule zuhause für den Schüleraustausch
Die deutsche Schule kann ihre Schüler in vielfältiger Weise unterstützen. Das beginnt bei der Beratung, etwa zum optimalen Termin. Die Absprache der Fächerwahl im Ausland kommt dazu. Des Weiteren kann die Schule vorbereiten, dass die Schüler während der Zeit im Ausland wichtige Inhalte online mitlesen. Nach der Rückkehr kann die Schule zuhause den Wieder-Einstieg erleichtern, indem sie Beratung, Material und Rückkehrer-Kurse bereitstellt.
6 Mehr Motivation für das Lernen nach dem Schüleraustausch
Erfahrungsgemäß sind die Schüler nach dem Auslandsjahr sehr stark für das Lernen zu engagieren. Das hängt sicher oft damit zusammen, dass sie den Wert von Bildung, gerade im Hinblick auf ihre Zukunft, besser einschätzen können.
Für den Schüleraustausch nach USA und vielen weiteren Ländern kommt dazu, dass dort in den Schulen eine andere Art von Unterricht praktiziert wird als in deutschen Schulen. Mehr Einbindung, mehr Identifikation und größeres Engagement und Interesse vieler Lehrkräfte sind die wichtigsten Erfahrungen ehemaliger Austauschschüler aus den USA und den anderen englischsprachigen Ländern. Wer ein Jahr lang erlebt hat, dass Lernen auch Spaß machen kann, ist oft aus sich selbst heraus stärker motiviert. Das verbessert die Schulleistungen, nicht nur im Schulfach Englisch.
7 Verlängern der Schulzeit um das Auslandsjahr
In G8-Schulen und in den Bundesländern, die den Schüleraustausch weniger unterstützen, ist die Lösung für das Nachholen des Unterrichtsstoffs oft, dass die Schüler nach dem Auslandsjahr ein Jahr anhängen („wiederholen“). Das ist für viele Schüler am entspanntesten und ändert bei G8-Schulen im Vergleich zu den G9-Schulen nichts an der Gesamtdauer der Schulzeit. Durch den Schüleraustausch wird die Zeit aber besser genutzt: Die Schüler bekommen Erfahrungen, die ihnen das deutsche Schulsystem nicht geben kann.