Jule aus Bayern verbringt ihr Auslandsjahr nach der Schulzeit mit einem AUF IN DIE WELT-Stipendium der gemeinnützigen Stiftung Mensch und Zukunft in. Sie hat sich für das Gap Year für einen Freiwilligendienst in einem Zentrum für Menschen mit Behinderung der Nähe von Antwerpen entschieden. Sie berichtet hier über die Erfahrungen.
Alles zu ihrem Auslandsjahr und zu anderen Freiwilligendienstlern sind im AUF IN DIE WELT-Blog zu sehen. Informationen und Praxis-Tipps zum Gap Year und zu Freiwilligendiensten nach der Schulzeit gibt es im AUF IN DIE WELT-Portal und im Ratgeber E-Book Gap Year.
Bis Bald Eure Jule
Die Reise nach Brüssel
Nach einer Woche in Hirschluch durften wir dann endlich ausreisen. „Wir“ heißt unsere Ländergruppe. Bei mir sind das alle Freiwilligen, die ihren Dienst in Belgien oder Großbritannien machen. Gemeinsam sind wir in 10 Stunden mit dem Zug nach Brüssel gefahren.
Als wir in Brüssel angekommen sind, haben wir unseren Länderbeauftragten getroffen. Das ist unsere Ansprechperson. Sie lebt in Belgien, arbeitet für meine Organisation und ist bei Problemen gut erreichbar. Gemeinsam sind wir mit der Metro und unserem Gepäck zu unserem Hostel gefahren.
Das war ein kleines Abenteuer. Die geplante Linie ist an dem Abend wegen Störungen am Gleis ausgefallen. Das haben wir aber erst unten am Bahnsteig gemerkt. Nachdem die Brüsseler Metrostationen nicht sehr gut mit Rolltreppen ausgestattet sind, ging es deshalb zu Fuß wieder nach oben. Mit Gepäck natürlich. Wegen einigen anderen Schwierigkeiten sind wir dann erst um 10 Uhr am Hostel angekommen und waren alle platt.
Die Orientierungstage in Brüssel
In Brüssel sind wir fünf Tage geblieben. Diese Orientierungstage waren ähnlich spannend wie die Reise in der Brüsseler Metro. Das Seminar wurde von der Vorgängerin unseres Landesbeauftragten geplant. Der hat erst vor Kurzem übernommen und somit hatten wir mit einigen Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen.
Samstags standen wir zum Beispiel vor verschlossener Tür am ASF-Büro. Unser Beauftragter hatte noch keinen eigenen Schlüssel und am Samstag waren keine Kolleg*innen im Büro. Zum Glück sind in Brüssel alle Menschen sehr flexibel. Unser Zeitzeugengespräch mit einer Holocaustüberlebenden haben wir somit kurzerhand in einem Café durchgeführt. Genau so spontan war unser Besuch im European Jewish Community Center, das überraschend wegen Bauarbeiten für ein paar Tage schließen musste, weshalb wir von einem Mitarbeiter in seine Privatwohnung eingeladen wurden und dort den Workshop durchgeführt haben.
Abends hatten wir ein paar Stunden frei, in denen wir Brüssel erkundet haben. Besonders die Innenstadt ist schön und überall stehen prachtvollen Gebäuden. Das hat aber leider mit der kolonialen Vergangenheit Belgiens zu tun. Einen Tag haben wir im Afrika Museum verbracht und dort einiges über diese Zeit gelernt. Das Museum ist sehr kontrovers, und wir wurden von einem Belgier durchgeführt, weshalb wir uns im Anschluss mit einer Kongolesin austauschen konnten und vieles aus der anderen Perspektive hören durften.
Die Reise zum Einsatzort bei Antwerpen
Nach den Orientierungstagen haben wir unser endgültiges Ziel erreicht. Mit zwei Mitfreiwilligen bin ich in Antwerpen angekommen. Gemeinsam mit zwei Freiwilligen der Seemannsmission wohnen wir dort zu fünft in einer WG. Unsere Wohnung ist super gelegen und richtig schön. Sie ist zwar alt aber dafür auch so bunt, dass wir uns in unserer „Villa Kunterbunt“ richtig wohl fühlen.
Nachdem wir am Sonntag angekommen sind, hatten wir montags gleich unseren ersten Sprachkurs. Besonders für mich ist es wichtig, schnell Niederländisch zu lernen (ich wohne und arbeite in Flandern, das ist der Niederländischsprachige Teil Belgiens), da ich mit Menschen arbeite. Bis ich die Sprache sprechen kann, wird es zwar noch ein bisschen dauern, das Verstehen ist aber schon ganz okay. Viele Wörter sind ähnlich zu den deutschen. Dienstags hatte ich noch einen Tag frei. Das habe ich sehr genossen und die Zeit zum Ankommen und Herrichten meines Zimmers genutzt.
Der Empfang in der Einrichtung war herzlich
Am Mittwoch ging es dann aber endlich los. Ich wurde von einem Mitarbeiter und ein paar Klienten abgeholt, die mit mir den Arbeitsweg abgefahren sind. Mit den Klienten konnte ich mich zwar nicht unterhalten, der Mitarbeiter konnte dafür aber sehr gut Englisch. Er war super nett und konnte alles übersetzen. Auch als wir in der Einrichtung angekommen sind, wurde ich herzlich empfangen. Alle haben sich gefreut, mich kennen zu lernen, und die Fenster wurden sogar mit „Willkommen Jule“ geschmückt.
Während der ersten Tage wurde mir alles erklärt, ich konnte alle kennenlernen und habe mich direkt wohl gefühlt. Auf dem Gelände sind viele Gruppen. Es kennt aber jeder jeden und alle sind so herzlich, dass es sich anfühlt wie eine riesige Familie.
An meinem ersten Wochenende war direkt ein großes Fest der ganzen Einrichtung auf dem Gelände. Da habe ich auch einige Mitarbeiter*innen aus anderen Gruppen kennengelernt, und viele Klient*innen haben mir ihre Eltern vorgestellt. Auch hier haben alle eine sehr angenehme Atmosphäre geschaffen.
Jule kommt immer mehr in Belgien an
Mit jedem Tag komme ich mehr an, und auch beim Niederländisch merke ich jetzt schon deutliche Fortschritte. Ich bin sehr froh, die Möglichkeit zu haben, diesen Freiwilligendienst zu machen, und freue mich auf alles, was ich in dem kommenden Jahr noch erleben und lernen darf.
Für Jule lohnt sich der Freiwilligendienst schon jetzt
An alle, die diesen Bericht lesen, weil ihr selbst einen Freiwilligendienst im Ausland machen möchtet. Ich bin erst zwei Wochen hier, kann aber jetzt schon sagen, dass es sich lohnt. Haltet an euren Plänen fest und freut euch auf die Zeit!
Bis Bald Eure Jule

