Jana ist zum Schüleraustausch in Central Florida in den USA in einer Gastfamilie

Noch in der achten Klasse dachte ich, dass ein Auslandsjahr nichts für mich wäre.

Jana mit ihrer Gastfamilie in Florida

  1. Erfahrungsbericht von Jana aus Hamburg, die ihr Auslandsjahr mit unserem Austausch-Stipendium in den USA verbringt.

Wie ich auf die (verrückte) Idee gekommen bin, ein Jahr im Ausland zu verbringen

Noch in der 8. Klasse dachte ich, dass ein Auslandsjahr nichts für mich wäre. Ein Jahr weg von meiner Familie, meinen Freunden, meinem bekannten Leben konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Doch als Ende der 8. Klasse an meiner Schule eine Informationsmesse angeboten wurde bin ich trotzdem hingegangen. Dort wurden verschiedene Austauschorganisationen vorgestellt und Schüler meiner Schule, die auch im Ausland waren, berichteten von ihren Erfahrungen. Eine Schülerin war sechs Monate, eine andere sogar nur drei Monate im Ausland. Für so kurze Zeit konnte ich mir das dann auch vorstellen. Am Ende habe ich von jeder Organisation eine Info-Broschüre mitgenommen. Zu der Zeit war das Ganze noch sehr vage, ich hatte nur Interesse mich näher zu erkundigen.

Darum besuchte ich mit meiner Mutter die SchülerAustausch-Messe am 12.09.2015 in Hamburg. Dort waren wir in verschiedenen Vorträgen, z.B. wie man sein Taschengeld im Gastland erhalten sollte. Ich war sehr erstaunt, dass 200-300 € monatlich der Normalfall waren. Auch hier nahmen wir viele Info-Broschüren mit, sodass ich einen riesigen Stapel zu Hause hatte. Ich fing also an, die ganzen Hefte zu lesen.

Warum ich mich für meine Austauschorganisation und für die USA entschieden habe

Wir besuchten die Infoabende verschiedener Organisationen, doch letztendlich entschied ich mich, mit der Organisation, bei denen ich schon vorher ein kostenloses Beratungsgespräch hatte, in die USA zu reisen. Im Angebot waren alle Austauschorganisationen ungefähr gleich, doch die Mitarbeiter meiner Organisation sind superfreundlich und hilfsbereit und ich habe mich einfach gut aufgehoben gefühlt.

Dass es die USA sein sollte war für mich von Anfang an klar. Ich wollte in ein englischsprachiges Land reisen, aber auch das Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit von meiner Familie erleben, weshalb ich nicht in Europa bleiben wollte. Und obwohl ich am Anfang Zweifel hatte, habe ich mich letztendlich für ein ganzes Austauschjahr entschieden, um den kompletten kulturellen „Zyklus“ meines Gastlandes zu erleben.

Die Finanzierung meines Auslandaufenthaltes

Nun, wo klar war, dass ich ins Ausland gehen würde, stand die Frage der Finanzierung im Raum. Schon weit vorher hatte ich mich auf das PPP beworben, doch leider das Stipendium nicht erhalten. Auch die Bewerbungen auf ein weiteres Vollstipendium und ein Taschengeldstipendium schlugen fehl. Als ich dann das Taschengeldstipendium der Deutschen Stiftung für Völkerverständigung bekam, war ich überglücklich. Den Rest des Auslandaufenthaltes haben meine Eltern und Großeltern finanziert.

Die ganze Papierarbeit

Was mir vorher nicht klar war, ist die ganze Arbeit, die mit einem Auslandsjahr verbunden ist. Während ich noch Aufsätze für die Stipendienbewerbungen schrieb, kam dann auch noch kurz vor Weihnachten die Bewerbungsmappe für die Organisation hinzu, damit die Organisation eine Gastfamilie für mich finden konnte. Dazu gehören Texte, ein Brief und dutzende Fragen auf Englisch, Gutachten vom Arzt und meiner Schule, drei Seiten Fotocollage, etc. Teile der Bewerbung mussten direkt auf der Website von CIEE (der Partnerorganisation in den USA) ausgefüllt werden, andere per Post geschickt werden.

Meine letzten Monate in Deutschland

Obwohl mir immer wieder gesagt wurde, dass es eine Weile dauern könnte, bis ich eine Gastfamilie bekomme, rief meine Organisation schon im Februar an, um mir mitzuteilen, dass ich mein Auslandsjahr in Indian Harbour Beach, Florida, mit einer Gastmutter, einem Gastvater, einem Gastbruder (13 Jahre) und einem Labrador verbringen werde. Ich war super aufgeregt, als wir das erste Mal telefonierten, aber nach vielen Emails und einigen Skype-Gesprächen hatte ich dann das Gefühl, meine Gastfamilie schon besser kennengelernt zu haben.

Doch leider gab es noch viel zu tun: Für das Stipendium gab es eine Stipendienfeier, ich brauchte noch ein paar Impfungen und Versicherungen, für den Schulsport musste ich noch ein fünfseitiges Formular ausfüllen und auch der Staat Florida wollte ein bestimmtes Formular zu meinen Impfungen ausgefüllt haben. Der Flug war zwar schon gebucht, doch mein Visum musste noch beantragt werden, wozu ich auch zu einem Interview in die amerikanische Botschaft nach Berlin musste.

Außerdem musste ich noch Gastgeschenke finden, wollte so oft wie möglich meine Freunde treffen und hatte nebenbei auch noch Schule. Als die Sommerferien in Deutschland anfingen, hatte ich noch eine Abschiedsfeier mit meinen Freunden und dann hieß es Koffer packen. Nachdem ich am Flughafen von meiner Mutter, meinem Vater und meiner Schwester Abschied genommen hatte, ging es nach New York, wo meine Organisation ein dreitägiges Orientation-Meeting veranstaltete.

Die ersten Eindrücke und Erlebnisse in den USA

Die drei Tage in New York vergingen schnell, mit Sightseeing und kulturellem Training, in total sonnigem Wetter. Doch als es dann zu meiner Gastfamilie gehen sollte, musste mein Flug aufgrund eines Unwetters umgebucht werden. Total müde, da ich erst um drei Uhr morgens aufstehen musste, und dann beinahe meinen Anschlussflug verpasste, kam ich abends in Orlando an, wo mich meine Gastfamilie schon erwartete.

Meine ersten  Monate in den USA

Die zehn Tage bevor die Schule anfing verbrachten meine Familie und ich damit, meine Umgebung kennenzulernen, und Universal Studios, einen Freizeitpark in Orlando, zu besuchen. Außerdem nahm ich schon am Cross Country (Geländelauf) Training teil, da das Team meiner Schule das ganze Jahr über trainiert. Das ist ungewöhnlich, da es im Grunde genommen drei Saisons gibt, Herbst, Winter und Frühling, in denen unterschiedliche Sportarten als Nachmittagsaktivitäten angeboten werden, und der jeweilige Sport nur einer Saison trainiert/gespielt wird. Cross Country hat dann auch die ersten Monate meines Schulalltages bestimmt.

Da es in Central Florida ziemlich warm ist, sind wir immer vor der Schule und am Abend gelaufen, insgesamt hatte ich neun Mal die Woche Training. Jetzt hat schon die Wintersaison angefangen (was man nicht an den Temperaturen erkennen kann J) und ich laufe nur noch fünf Mal die Woche. Zusätzlich spiele ich auch Basketball, wofür ich auch fünf Mal die Woche trainiere/Spiele habe. Außerdem bin ich im Environmental Action Club, in dem wir einen Schulgarten pflanzen, im Bookclub, und im Surfclub. Nebenbei habe ich auch noch Schule, wo ich viele tolle Klassen belege: Fashion Design (Nähen), Studio Art (Kunst), Algebra 2 (Mathe), Psychology, English Honors, Ceramics and Pottery (Töpfern) und US History Honors.

Inzwischen bin ich meiner Gastfamilie sehr nahegekommen, mit meinem Gastbruder verhalte ich mich so, wie mit meiner Schwester und meine Gasteltern nenne ich sogar Mom und Dad. Und da wir auch nicht so unterschiedlich aussehen, denken viele, dass wir wirklich eine Familie sind, was ich ziemlich witzig finde. In der Woche haben wir nicht so viel Zeit zusammen, da ich Basketball Training habe, mein Gastbruder in der Theater AG ist und meine Gasteltern arbeiten, aber an den Wochenenden frühstücken wir gemeinsam, besuchen Freizeitparks, da es viele davon in Orlando gibt, spielen Karten, gehen an den Strand, schwimmen im Pool im Garten, und vieles mehr.

Die Leistungen meiner Austauschorganisation

Mit meiner Austauschorganisation bin ich super zufrieden. Während der Vorbereitungen in Deutschland war sie immer da, um bei Problemen zu helfen, das Vorbereitungsseminar und die Orientation in New York waren total hilfreich und auch wenn ich in den USA spontan mein Zeugnis aus der siebten Klasse übersetzt brauche, um am Schulsport teilzunehmen, passiert das in weniger als 24 Stunden. Auch die Partnerorganisation in den USA, CIEE, ist immer da, wenn ich Fragen habe oder Probleme auftreten.

Alles in allem genieße ich meine Zeit hier sehr und finde es schade, dass schon beinahe das halbe Schuljahr vorbei ist.

Eure Jana