Theresa aus Berlin verbringt ihr Auslandsjahr mit unserem Austausch-Stipendium in Australien. Sie berichtet hier über ihre Erfahrungen
Bald werde ich aus dem Schüleraustausch nach Deutschland zurückkehren
Vor einigen Wochen habe ich eine App auf meinem Handy installiert, die auf meinem Homescreen im Countdown die Tage und Stunden bis zu meinem Rückflug herunter zählt. So unfassbar wie es sich auch anfühlt, ich muss einsehen, dass meine Zeit hier in Australien langsam ihrem Ende zugeht.
Ein merkwürdiges Gefühl, nicht nur, weil ich mir nicht vorstellen kann, mich von meinen Freunden, meiner Gastfamilie und meinem neuen Leben zu verabschieden, sondern auch, weil mich meine letzten Wochen hier sehr an die Zeit erinnern, bevor ich in den Flieger nach Australien gestiegen bin.
Es ist dasselbe Gefühl – eine Mischung aus Vorfreude auf die Reise und Trauer um alles, was ich zurücklasse. Was mir bleibt sind die Erinnerung und Erfahrungen der letzten Monate.
Meine Gastfamilie in Australien ist mir ans Herz gewachsen
Meine Gastschwestern, meine Gasteltern, unser Hund Indie, unsere Katze Sofie und all‘ die Verwandten, die ich über die letzten Monate kennenlernen durfte. Eine Familie, die mich durch alle Phasen meines Austauschs begleitet und unterstützt hat.
Ich denke, mein Auslandjahr hat mein Selbstbewusstsein gestärkt und mir gezeigt, dass ich mit den meisten Problemen selbst fertig werden kann. Ich habe keine Angst mehr davor, Fragen zu stellen, denn nur so kann man einen Einblick in die Kultur und die Köpfe anderer Menschen bekommen.
Theresa in Sydney
Im Schüleraustausch lerne ich, Unterschiede zwischen den Kulturen zu erkennen
Wichtig ist es auch, sich der Unterschiede, die einem begegnen werden, bewusst zu sein. Zu Hause, in der Schule, mit Freunden – jedes Land, jede Region und jede Familie hat verschiedene Gewohnheiten. Mir war nie wirklich bewusst, was für eine wichtige Rolle Rituale und Kultur in meinem Leben spielen.
In Deutschland habe ich nie wirklich darüber nachgedacht, aber meine Zeit hier in Australien hat mir die Augen für eine neue Perspektive geöffnet, die Reisen als solches mir nicht geben konnte. Wenn wir nichts anderes kennen, betrachten wir unsere eigene Lebensweise automatisch als selbstverständlich. Aber ich habe festgestellt, hier in Australien ist vieles anders.
Es sind nicht unbedingt die auffälligsten Unterschiede sondern eher die kleinen Dinge, die mir am meisten zu denken gegeben haben. Diese Unterschiede zu akzeptieren, ist die wichtigste Voraussetzung, um sich an das Leben in einem anderen Land zu gewöhnen. Aber natürlich ist es auch interessant, sich über die kulturellen Unterschiede auszutauschen. Denn ein Auslandsaustausch ist genau das: Ein Austausch von Erfahrungen, Kultur und Gewohnheiten. Die Belohnung ist eine neue, unnachahmliche Perspektive auf die vielen Selbstverständlichkeiten des Lebens – für beide Seiten.
An die englische Sprache habe ich mich im Schüleraustausch schnell gewöhnt
Natürlich ist da auch die neue Sprache. Mir ist kaum jemand begegnet, der sich vor seinem Austausch keine Sorgen darüber gemacht hat, auch wenn einem immer wieder von jedem versichert wird, dass man sich an die Sprache ganz schnell gewöhnt. Was soll ich sagen?
Die Verbesserung meiner Sprachkenntnisse zeigte mir, dass ich in Australien angekommen bin
Es stimmt, am Anfang gerät man immer wieder in kleine Peinlichkeiten und unangenehme Situationen, wenn man ein Wort vertauscht oder das Gegenüber einen nicht gleich versteht. Aber niemand erwartet von einem Austauschschüler, die Sprache perfekt zu beherrschen!
Und der beste und schnellste Weg eine neue Sprache zu lernen ist definitiv, wenn man buchstäblich von Muttersprachlern umzingelt ist. Oft bemerkt man seine eigenen Fortschritte nicht, aber ich kann mich gut an das Gefühl erinnern, zum ersten Mal auf Englisch zu träumen und zu denken. Meine Freunde finden es lustig, dass es mir jetzt schwerfällt, deutsch zu sprechen, aber für mich ist es ein großartiges Gefühl, ein Zeichen, dass ich in Australien angekommen bin.
Eine Austauschschülerin zu sein ist für mich eine einzigartige Erfahrung
Und genau jetzt geht es für mich wieder zurück nach Deutschland. Wieder etwas, das ich nicht erwartet hätte: Ich freue mich auf zu Hause, aber wäre es meine Entscheidung, würde ich noch einige Monate länger in Australien bleiben. Jetzt, wo ich schließlich das Gefühl habe, nicht mehr nur „the exchange student“ zu sein, ist es am härtesten zu gehen.
Ein Austauschschüler zu sein ist eine einzigartige Erfahrung, zu der ich nie wieder wirklich zurückkehren kann. Dafür wird dieses Jahr aber immer ein Teil von mir bleiben. Ein bekannter Ort am anderen Ende der Welt, Freunde, die mich hoffentlich mein Leben lang begleiten werden und eine Tür zu neuen Reisen und Abenteuern.