Schüleraustausch und Gap Year: Was Jasmina im Freiwilligendienst in Israel in der WG und im Krankenhaus erlebt

Jasmina wohnt in Tel Aviv in einer WG. Sie arbeitet im Krankenhaus in einer Kinderkrebsstation. Wie sie die seelische Belastung verarbeitet

Gap Year: Freiwilligendienst mit Stipendium in Israel: Tel Aviv (Foto: Stiftung Mensch und Zukunft)

Jasmina kommt aus Brandenburg. Sie verbringt ihr Gap Year mit einem Reisestipendium der Stiftung Mensch und Zukunft im Freiwilligendienst in Israel. Sie berichtet hier über ihre Erfahrungen. Alles zu ihrem Auslandsjahr und zu anderen Erfahrungen im Gap Year kannst du im Schüleraustausch Blog lesen: www.schueleraustausch-portal.de/freiwilligendienst/

Freiwilligendienst im Gap Year: Chaos in meiner Wohnung

In unserer Wohnung gab es kurz vor, sowie auch kurz nach den Feiertagen und dem Jahreswechsel etwas chaotische Umstände. Zunächst hatten wir einen Wasserschaden, der sowohl unsere Wohnung als auch die Wohnung unter uns betraf. Der nette Handwerker zog für zwei Wochen quasi in unser Wohnzimmer ein, riss Wände auf und bohrte Löcher an diversen Stellen, um den Schaden zu beheben und neue Leitungen zu verlegen, während die Wohnung bewohnbar blieb, auch wenn wir kein warmes Wasser hatten und es in allen Zimmern grau vor lauter Baustaub wurde. In dieser Zeit nutzten wir oftmals die Duschen in unseren Stationen im Krankenhaus und verbrachten unsere Tage oftmals außerhalb unseres Zuhauses, zumal zwei von uns aus ihrem Zimmer aufs Sofa ziehen mussten.

Als der Wasserschaden behoben, die Wände wieder verschlossen und die Wohnung geputzt war, standen wir vor dem nächsten Problem. Wir hatten, vermutlich durch das regnerische Wetter verursacht, plötzlich sehr viel Schimmel, diesmal in dem Zimmer von mir und meiner Mitbewohnerin. Auch wir zogen dann ins Wohnzimmer um, ich habe eine Nacht auf meiner Station auf einer Liege in einem der Ärztezimmer und eine weitere Nacht in der Wohnung der Zivildienst-Mädchen von meiner Station geschlafen, die nur zwei Straßen von uns entfernt wohnen. Inzwischen sind wir wieder in unserem Zimmer und warten darauf, dass der Handwerker unsere Wände mit einer speziellen Farbe überstreicht.

Freiwilligendienst im Gap Year: Meine Arbeit mit kranken Kindern im Kinderkrankenhaus

Auf meiner Station läuft es sehr gut, ich fühle mich dort wirklich zuhause, auch wenn es emotional sehr schwer sein kann, Kinder in schlechten gesundheitlichen Zuständen zu sehen und mit Eltern zu reden, während man weiß, dass deren Kind sterben wird. Trotzdem versuche ich, zu allen Eltern und Patienten ein persönliches Verhältnis aufzubauen, was mir auch gut gelingt.

Freiwilligendienst im Gap Year: Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern im Krankenhaus

Mit den Krankenschwestern, Sozialarbeitern und Ärzten auf meiner Station verstehe ich mich auch immer besser, man beginnt, persönlichere Bindungen aufzubauen und redet auch über mehr als nur die Station und die Patienten. Dazu trägt auch bei, dass mein Hebräisch immer besser und alltagstauglicher wird.

Freiwilligendienst im Gap Year: Die seelische Belastung auf der Kinderkrebsstation

Wir reden auch in unserer WG oftmals über unseren Arbeitsalltag, was uns allen dabei hilft, besser mit einigen Situationen umzugehen. Bei einigen meiner Freunde sterben täglich Menschen auf den Stationen, die dort nur einige Tage oder Wochen waren. Im Gegensatz dazu ist es bei mir in der Onkologie eher so, dass die Patienten in langfristigen Therapien sind, viel Zeit auf meiner Station verbringen und es ihnen auch über einen längeren Zeitraum schlecht geht. Die seelische Belastung ist vermutlich in beiden Fällen gleich, da ich meine Patienten zumeist zwar nicht sterben, aber dafür leiden sehe und auch immer besser persönlich kenne, als andere Freiwillige ihre sterbenden Patienten kennen. In jedem Fall sind wir ziemlich machtlos gegenüber den gesundheitlichen Umständen und fühlen uns oft auch hilflos, da wir einfach keine medizinische Ausbildung haben.

Freiwilligendienst im Gap Year: Meine Motivation für die Arbeit mit kranken Kindern

Dafür können wir aber jeden Tag versuchen, unseren Patienten mit kleinen Dingen eine Freude zu machen und immer wieder Menschen zum Lächeln zu bringen, soweit es eben geht. Das sagte mir eine Ärztin meiner Station in einem Gespräch über unsere Machtlosigkeit gegenüber der Natur der Krankheiten und darüber, warum sie trotz der vielen traurigen Dinge in der Kinder-Onkologie arbeitet.

Eure Jasmina