Schüleraustausch USA in Kalifornien war für Navina eine Achterbahnfahrt

Das Auslandsjahr in den USA war ganz anders als erwartet

Navina in Kalifornien am Pazifik-Strand

Navina aus Schleswig-Holstein verbringt ihr Auslandsjahr mit unserem Austausch-Stipendium in Kalifornien. Sie berichtet hier über ihre Erfahrungen.

Mein Auslandsjahr in den USA: Eine Achterbahnfahrt

Ein Auslandsjahr ist nicht einfach. Diesen Satz habe ich zwar immer gehört, bevor ich mein eigenes Auslandsjahr begonnen habe, aber ich dachte niemals, dass er stimmt. Ich würde mein Jahr am besten mit dem Wort ,,Achterbahnfahrt” betiteln. Ja, ich würde mein Auslandsjahr noch einmal wiederholen, wenn ich die Möglichkeit dafür bekommen würde, aber nur weil ich so viel über mich selbst, andere Menschen in eine andere Kultur gelernt habe. Nicht, weil meine High School-Erfahrung so unglaublich berauschend war, denn das war leider nicht der Fall.

Zwischenstopp in New York bei der Ankunft in den USA

In den USA: Eine harte Schule und zwei Gastfamilien

Die Schule hier war hart, sowohl vom Lernstoff her als auch vom sozialen Bereich her. Ich habe sehr viel Negatives über diese zehn Monate hinweg erfahren, angefangen bei meinem Gastfamilienwechsel, der drei Monate gebraucht hat um zu passieren, bis hin zum „keine Freunde finden“. Jedoch wurden alle diese Erfahrungen auch wieder gut gemacht. Mit den unglaublichen Sachen, die ich erlebt und gesehen habe, den herzlichsten Menschen, die ich kennengelernt habe und einfach mit der Erfahrung eine neue Kultur zu erleben in der, wie in jeder anderen, Gutes und Schlechtes vorhanden ist, habe ich meine Motivation wieder gefunden.

In den USA habe ich mich verändert und Deutschland schätzen gelernt

Der Anfang meines Auslandsjahres war eine verrückte Zeit, die mich wahrscheinlich am meisten verändert hat. Einerseits war ich so froh, dass ich endlich in den USA gewesen bin, aber andererseits hatte ich auch sehr viel Heimweh und fühlte mich in meiner Gastfamilie alles andere als wohl. Mich hat es viel Zeit gekostet, über den schwierigen Start hinwegzukommen und ich musste mich und meine Motivation erst einmal wiederfinden, nachdem ich aus meiner ersten Gastfamilie herauskam.

Ich habe dort definitiv gelernt, wie sehr ich mein Zuhause in Deutschland schätzen kann, wie viel meine Eltern wirklich für mich tun und wie toll das Umfeld, in dem ich lebe ist. Ich denke jeder sollte einmal die Erfahrung machen, dass nicht alles was man zuhause für selbstverständlich nimmt, auch selbstverständlich ist.

Ich kam in die USA und war ein wenig genervt und gelangweilt von meinem Leben in Deutschland, wie vermutlich jeder Teenager manchmal. Jetzt kann ich nach Deutschland zurückgehen und werde denken, dass mein Leben dort vielleicht nicht perfekt ist, aber das ist es nirgendwo und ich habe so viele Dinge, für welche ich dankbar bin und die ich nun auch mehr genießen kann.

Mein Schüleraustausch in den USA verging wie im Fluge

Ich habe noch nie in meinem Leben erlebt, dass die Zeit so schnell vergehen kann, wie in den letzten acht Monaten. Ich habe es nicht verstanden, wenn jemand zu mir gesagt hat „dein Auslandsjahr wird wie im Flug vergehen“. Jetzt weiß ich nun endlich was damit gemeint war. Einerseits kommen dir die Tage voller Erlebnisse wie Jahre vor, aber andererseits auch nur wie Stunden. Wenn ich zurückblicke, weiß ich immer noch genau, wie ich mich in meiner ersten Woche in den USA gefühlt habe und bin gedanklich immer noch nicht völlig angekommen. Ich kann mir vor Augen rufen, wie viel ich in dieser Zeit erlebt habe, so viel dass ich weiß, es hat mich sicherlich ein ganzes Stück weit verändert. Ich denke, ich bin einfach ein Stückchen erwachsener geworden.

Das Auslandsjahr in den USA war ganz anders als erwartet

Eins muss ich sagen, es war kein bisschen, wie ich es mir vorgestellt habe. Nicht unbedingt schlechter, aber wenn ein Traum wahr wird, dann wird er eben auch zur Realität, in welcher man auch Wäsche wäscht und an Mathe-Hausaufgaben verzweifelt. Der Anfang meines Auslandsjahres war schwierig, jedoch habe ich meinen Optimismus nie verloren und genau das hat mich davor bewahrt, jemals über das Abbrechen des Jahres nachzudenken. Ich bin froh und gleichzeitig stolz, dass ich es geschafft habe mir ein komplett anderes Leben aufzubauen und alle meine Probleme selbst zu lösen.

Ich habe so viele wundervolle Dinge gemacht wie Los Angeles zu erkunden, mit meiner Freundin nach Las Vegas zu fahren, in die Universal Studios zu gehen, Wale und Delphine von einem Boot aus zu beobachten, Bergwanderungen zu bewältigen, in riesige Achterbahn-Parks zu gehen, Surfer beobachten, am Strand liegen, oder alleine mit dem Zug nach San Diego fahren. Ich kann gar nicht beschreiben, wie viele tolle Erinnerungen ich in dieser kurzen Zeit geschaffen habe, denn mit den meisten hätte ich niemals gerechnet.

Las Vegas

Mein Auslandsjahr in den USA hat für mich drei Phasen

Ich würde mein Auslandsjahr in drei Phasen einteilen: Ankunft, Neustart und Genießen

In der ersten Phase meines Schüleraustausches ging es mir nicht gut

Die Erste besteht aus der Ankunft und dauerte ungefähr drei Monate lang. Es war eine überwältigende Entdeckungsreise von neuen Dingen und alles war aufregend. Das wunderbare Wetter in Kalifornien, das amerikanische Essen, neue Leute, zu einer neuen Schule gehen und irgendwie einen Alltag erschaffen. Für mich war es auch gleichzeitig die Zeit, in der es mir am schlechtesten ging.

Ich wollte meine Gastfamilie wechseln und konnte nicht, weil es laut meiner Organisation niemanden in meiner Stadt gab, der mich aufnehmen wollte. Ich lebte mit der Überzeugung ich würde bald in eine neue Stadt gehen und somit meine Schule verlassen. Ich knüpfte lediglich oberflächliche Kontakte und wartete auf meinen Umzug. Nach drei Monaten kam dann raus, dass ich doch in meiner Stadt bleiben würde und nur die Familie wechselte.

In der zweiten Phase meines Austausches habe ich mein Leben in Kalifornien nochmal gestartet

Ich begann Phase zwei, indem ich versuchte mein Leben hier noch ein zweites Mal neu zu starten. Diese Phase dauerte vermutlich bis Januar an und war nur noch von gemäßigtem Heimweh begleitet. Ich lebte in einer neuen Familie, die ich von Anfang an in mein Herz schloss und versuchte meiner kleinen Schule, die weder Sportarten noch irgendwas anderes amerikanisches aus meinen Vorstellungen an sich hatte, eine neue Chance zu geben.

Mit meiner Gastfamilie komme ich bis heute super gut aus und werde sie definitiv am meisten vermissen. Meine Schule hingegen eher nicht. In den letzten Monaten investierte ich meine gesamte Kraft darin, Freunde zu finden. Es ist nicht einfach auf neue Menschen zuzugehen, aber ich überwand mich unzählige Male. Ich wurde Mitglied in fast allen Schulclubs, aber ich fand nie wirklich Anschluss. Viele waren nett zu mir, aber keiner war an einer Freundschaft außerhalb der Schule interessiert.

Meine Gastmutter meinte, dass das häufig der Fall wäre wo wir leben und dass ich es mir nicht zu Herzen nehmen sollte. Nach ein paar Monaten in denen ich gefühlt mit jedem aus meiner Stufe versucht habe Kontakt aufzubauen, habe ich aufgegeben und beschlossen, mit dem zufrieden zu sein, was ich hatte. Ich wusste, es lag nicht an mir und ich habe wirklich alles versucht, was ich konnte.

Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer wird, aber ich habe daraus gelernt, was ich in anderen Menschen wertschätze und dass ich nicht bereit bin, meine Werte so zu verbiegen, nur um in bestimmten Kreisen “dazuzugehören”. Mittlerweile kann ich mich auch nicht mehr beklagen, denn ich habe eine andere deutsche Austauschschülerin als gute Freundin, die ähnliches Aufeinandertreffen mit den Leuten an unserer Schule hatte.

In der dritten Phase meines Schüleraustausches erkunde ich Kalifornien

Nun stecke ich in der dritten und besten Phase meines Auslandsjahres! Dem Genießen der Dinge, die man hat und noch das Erleben aller Dinge, die ich auf meiner ,,to do in California” Liste habe. Meine Wochenenden waren noch nie so voll geplant mit Dingen, die ich sowohl mit meiner Gastfamilie als auch mit meiner Freundin machen möchte, bevor ich in zwei Monaten wieder Nachhause gehe. Ich genieße den Rest meiner Zeit hier und hoffe, dass ich noch mehr tolle Erinnerungen machen werde, von denen ich noch meinen Kindern erzählen kann.

Navina in Hollywood

Mein Tipp an künftige Austauschschüler: Macht aus allem das Beste!

Insgesamt würde ich allen zukünftigen Austauschülern raten, das Beste aus jeder, und ich meine wirklich jeder Situation zu machen. Manchmal wollte ich mich einfach nur in meinem Bett verkriechen und den ganzen Tag liegen bleiben, aber jedes Mal wenn man gegen dieses Gefühl ankämpft und raus geht, oder auch nur mit seiner Gastfamilie etwas unternimmt, gewinnt mein ein bisschen.

Auch wenn man manchmal keine Ahnung hat warum einem Dinge passieren, oder man sich wünscht sie wären anders, am Ende wächst man daran und hat etwas gelernt. Besonders in Bezug auf Freunde und andere Kontakte hier, nehmt es leicht und versucht einfach, ihr selbst zu sein. Man wird ein tolles Jahr haben und es macht nichts, dass manche Dinge anders sind, als ihr es wolltet. Ich hatte keine typische Schule, dafür lebte ich die ganze Zeit über in meinem Traumstaat und musste ein Jahr lang mal keine Winterjacke tragen, während ich Surfer am Venice Beach beobachtet habe.

Es ist außerdem immer hilfreich mit eurer Gastfamilie über alles zu reden. Am Anfang habe ich mich manchmal etwas komisch gefühlt, mit meiner Gastmutter über meine Probleme oder Sorgen zu reden, aber mittlerweile ist sie zu meiner besten Freundin geworden und wir beide sitzen manchmal nur im Wohnzimmer und quatschen für Stunden. Sie war auf jeden Fall die Person, die mich das Jahr über unterstützt hat, was man nicht unbedingt von meiner Organisation behaupten kann. Ich bin sehr froh, dass ich dieses Jahr gemacht habe und das Beste von meinen Erfahrungen mit zurück nach Deutschland nehmen kann.

Eure Navina