Lasse aus Nordrhein-Westfalen verbringt das Auslandsjahr im Schüleraustausch an einer High School mit einem AUF IN DIE WELT-Stipendium der Deutschen Stiftung Völkerverständigung in den USA. Er lebt bei einer Gastfamilie im US-Bundesstaat Utah. Er berichtet hier über die Erfahrungen. Die Berichte zu seinem Auslandsjahr in den USA kann man im Schüleraustausch USA Blog sehen.
Alles zum Schüleraustausch nach USA gibt es im AUF IN DIE WELT-Portal, die Länderseite Schüleraustausch USA, den Leitfaden im Ratgeber E-Book USA und die Anleitung im Schüleraustausch Online-Kurs.
Die Gastfamilie stand erst kurz vor der Ausreise fest
Bevor ich mit meinen Eindrücken und Gefühlen von meinem Start in Auslandsjahr beginne, muss ich wohl damit anfangen, dass ich keine normale Ausreise hatte. Es hat alles damit gestartet, dass ich zu Beginn der Ferien immer noch kein Placement hatte und über die kompletten Ferien nur einmal etwas von der Organisation gehört habe. Dies war allerdings nur eine Rundmail, die auf mich so wirkte, als ob dieses Jahr eine besondere Situation wäre, da viele noch keine Gastfamilie hatten.
So war es auf jeden Fall bei mir, also mit der fehlenden Gastfamilie, was sich, um ehrlich zu sein, anfühlte, wie ein ständiges Messer über den Kopf, weil man nie wusste, wann es los geht. Aber jetzt im Nachhinein kann ich nur sagen, man braucht sich keine Sorgen zu machen, es geht schnell genug, wobei Nachfragen bei der Organisation nicht schaden kann.
Und genau so ist es dann auch bei mir passiert. Auf einmal ging es schnell. Als ich am Samstag dem 09.08. um 16:45 Uhr die Info bekam, das sie eine Gastfamilie für mich in Utah gefunden haben, war ich total glücklich. Einerseits, weil endlich das Schwert der Erwartung gefallen war und andererseits, weil ich mir dachte, Glück gehabt, dass die Kofferbestellung noch rechtzeitig angekommen ist. Denn um ehrlich zu sein, habe ich diese erst am Donnerstag vor der Info über die Gastfamilie bestellt.
Das heißt, von einem auf den anderen Moment ist ein unglaublich großer Aufgabenberg auf mich zugekommen. So haben wir noch am gleichen Tag einen Flug für zwei Tag später den Montag gebucht, da meine Schule schon am kommenden Mittwoch starten sollte.
Anschließend habe ich allen im Familienkreis Bescheid gegeben, dass ich am kommenden Montag in die USA ausfliegen werde. Ich kann an der Stelle immer wieder nur sagen, wenn ihr die Möglichkeit habt, bucht so früh wie möglich euer Ticket, anderenfalls wird es unnötig teuer. Und die, die viel Zeit haben oder hatten, seid froh, packt früh und geniest die Zeit mit eurem Umfeld. Aber über das Allerwichtigste habe ich fast vergessen zu schreiben, den Gastfamilienanruf. Nehmt euch ausreichend Zeit mit ihr zu telefonieren, dass tut euch und euren Eltern gut. So können sie und ihr euch beruhigen und feststellen, wie verständnisvoll und freundlich die Gastfamilie ist.
Der Sonntag war für mich und mein Umfeld dann ein sehr aufwühlender Tag. Meine Mutter war schon früh aufgestanden, um schon einmal für den Montag, den Tag meiner Ausreise, vorzuarbeiten. Hier muss ich einmal anmerken, wie unglaublich dankbar ich meiner Mutter bin, dass sie mir das alles ermöglicht hat und mich, trotz verständlicher Zweifel, immer unterstützt hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass eure Eltern nicht weniger für eure Wünsche brennen, weil sie euch so wichtig sind, also können wir uns nur bei ihnen bedanken.
Aber zurück zum Sonntag, nachdem ich aufgestanden war, haben meine Mutter und ich, trotz der knappen Zeit, ein letztes Mal für lange Zeit zusammen gefrühstückt. Anschließend stand der große Kofferpacken-Sprint an. Hier ein kleiner Einwurf, es macht Sinn, auch wenn ihr noch nicht wisst, wohin es geht, schon einmal im Vorfeld anzufangen, Sachen, die sowieso mitmüssen, wie Visum, Laptop, Schreibblock und etc. herauszulegen. Es hat mir vielgeholfen, da ich diese Sachen nicht mehr vergessen konnte, weil sie schon bereit lagen. Dadurch ging das, was ich packen musste, echt schnell. Allerdings dauerte es, wie ich es einpacke, umso länger. Ganz wichtig denkt daran, keine elektrischen Geräte in den aufzugebenen Koffer zu packen.
Wenn ihr beim Kofferpacken ein Problem mit dem Platz oder Gewicht habt, lest euch die Gepäckregelung der Airline genau durch. Bei meiner Airline war ein Schlupfloch, es gab kein Maximalgewicht für das Handgepäck. Außerdem könnt ihr in eure Überlegung auch mit einbeziehen, ob ihr nicht noch ein Gepäckstück dazu buchen wollt. Bei vielen Airlines kostet es, wenn ihr es frühzeitig macht, nur 90€.
Um 16 Uhr kam dann mein Onkel zum Verabschieden vorbei. Anschließend habe ich noch mein Schlagzeug zu meiner Oma und Opa gebracht, weil in der Zeit, in der ich nicht zuhause sein werde, dort noch etwas umgebaut werden soll. Dabei habe ich mich auch direkt von meinen Großeltern verabschieden können. Der Tag endete damit, dass ich mir von Freunden einen Handgepäckkoffer ausgeliehen und ihn noch schnell abends gepackt habe. Auch an der Stelle ein riesiges Dankeschön, so etwas ist nicht selbstverständlich.
Die Reise in die USA
Der nächste Tag begann früh für mich. Wir sind mit dem Zug schon um 7 Uhr zum Flughafen losgefahren. Für euch, ich weiß, die Deutsche Bahn ist nicht zuverlässig und so, aber nehmt einfach einen Zug früher und es ist das Beste, was ihr machen könnt. Ihr habt genug Zeit euch nochmal zu verabschieden und kommt stressfrei zum Flughafen. Ein kleiner Geheimtipp: schaut mal nach, ob bei euch ein ICE-Sprinter fährt. Wir haben uns dadurch gute 45 Minuten Fahrzeit gespart.
Die Gepäckabgabe war echt easy und ging schnell. Nach einer kurzen letzten Verabschiedung ging es dann aus dem Schengenraum heraus und direkt in die Sicherheitskontrolle, um zum Gate für meinen Flug zu kommen. Als ich dann gute drei Stunden vor meinen Flug durch alle zeitraubenden Elemente des Fliegens durch war, habe ich auf das Boarding gewartet. Hierzu eine kleine Anmerkung: wenn ihr z.B. keine Sitzgelegenheiten zum Warten findet, tut euch den Gefallen und fragt danach. Im Auslandsjahr müsst ihr sowieso viel kommunizieren und da könnt ihr auch schon dort direkt damit anfangen.
Anschließend kam eine Besonderheit für mich, was der Situation geschuldet war, dass ich so kurzfristig erst am Wochenende informiert wurde und direkt am Montag geflogen bin. Ich habe meiner Organisation erst vor Ort am Gate Infos zu meinem Flug und der Ankunft gegeben und mitgeteilt, dass ich noch am gleichen Tag innerhalb von zwei Stunden losfliegen werde. Gebt diese Info der Organisation so früh wie möglich. Ein großes Dankeschön an das Team, das alles innerhalb von 20 Minuten geregelt hat und so unglaublich flexibel, trotz ihres ersten Schockes, reagiert hat. Am Ende ging alles gut, zudem bin ich froh, dass ich nicht noch länger mit der Ausreise gewartet habe. Anderenfalls wäre es mit dem Schulstart schlechter gelaufen aber dazu später mehr.
Der Flug war für mich relativ unspektakulär
Aber dennoch zwei kleine Tipps: wenn ihr immer wieder Probleme mit dem Austrocknen und deshalb rissigen Lippen oder blutender Nase habt, nehmt euch etwas für den Flug zum Befeuchten mit. Es passiert schneller als man glaubt. Hinzukommt, es lohnt sich eventuell Premium Economy zu buchen, wenn es nur ein kleiner Aufpreis ist und ihr häufiger Probleme mit eurer Größe beim Sitzen habt. Bei vielen Fluggesellschaften ist auch ein Zusatz-Aufgabegepäckkofferdirekt mit inbegriffen.
Zwischenlandung in Dallas
Ich hatte in Dallas eine Zwischenlandung und musste damit auch hier durch die Einreise in die USA. Ich kann euch von meinen zwei Malen der Einreise in die USA nur den Rat geben, geht schnellstmöglich nachdem Verlassen des Flugzeugs zur Einreiseabwicklung. Plant dafür ausreichend Zeit ein und gebt bei Fragen nur kurze, aber präzise Antworten. Anschließend habe ich mein Gepäck aufgenommen, bin damit durch den Zoll gegangen, was ohne weitere Kontrollen bei mir echt fix ging, und habe anschließend meinen Koffer entspannt wieder für den Weiterflug aufs Gepäckband abgegeben. Entspannt, weil ich genug Aufenthaltszeit hatte und ich mir im Vorhinein schon einmal den Flughafenplan angeschaut hatte. An der Stelle: Achtung, in Amerika sind die Flughäfen echt groß und teilweise sind die Terminals nur per Sky-Train miteinander verbunden.
Ich möchte euch zusätzlich darauf hinweisen, dass sich das Abfluggate auch verändern kann. Das war bei mir vier Mal der Fall. Bleibt ruhig und checkt einfach immer wieder mal, ob sich auf der Internetseite mit eurem Flug nichts verändert hat. Außerdem, wenn ihr feststellt, dass der Flug mit etwas Verspätung angegeben ist, wird die Verspätung gut und gerne mal vor dem Start nochmals erhöht. Denkt daran euren Gasteltern in diesem Fall Bescheid zu geben.
Lasse wurde von seiner Gstfamilie in Salt Lake City freudig erwartet
Ich bin ganz ehrlich, die letzten 15 Minuten waren die schlimmsten Minuten der ganzen Reise. Ich habe gezittert, war hibbelig, habe ganz laut Musik gehört und alles gemacht, um mich abzulenken. Denn in diesen Moment kamen die Sorgen hoch, was jedoch ganz normal in der Situation ist, in der wir Austauschschüler uns in diesem Moment befinden.
Als ich dann gelandet war, haben meine Gasteltern mich schon erwartet und sich sofort sichtbar gefreut, mich zu sehen und kennen zu lernen. Und ich war auch froh und erleichtert, denn so empfangen zu werden, ist absolut nicht normal, wenn man bedenkt, dass wir uns vorher noch nie gesehen hatten.
Als ich dann am nächsten Tag in die Küche kam, wurde ich sofort von meiner Gastmutter freundlich empfangen. Hier war für mich der perfekte Moment, meiner Gastfamilie meine Gastgeschenke zu übergeben. Ganz wichtig: erklärt euren Gasteltern, was ihr euch dabei gedacht habt, diese Geschenke mitzubringen. Das macht eure Geschenke persönlicher. Außerdem ein kleiner Tipp für ein Gastgeschenk, was immer für viel Freude sorgt, ist ein Gesellschafts- oder Kartenspiel. Denn jedes Mal, wenn deine Gasteltern in Zukunft das Spiel spielen werden, denken sie an dich. Aber auch während des Auslandsjahres habt ihr damit immer ein Spiel für gemeinsame Abende dabei.
Lasse hat sich frühzeitig in der High school registriert
Nachdem ich dann die Bekanntschaft mit einem „German Pancake“ machen durfte, haben meine Gastmutter und ich alles für die Registrierung an der High School fertig gemacht. Hier möchte ich hinzufügen, es war für mich ein extremer Gewinn, einen Tag vor dem Schulbeginn in den USA zu sein. Wenn ihr die Möglichkeit habt, ergeben etwas mehr Tage aber auf jeden Fall Sinn. Dadurch können die organisatorischen Dinge besser geregelt werden. Da hatten wir aus zeitlichen Gründen bei mir ein paar Probleme. Glücklicherweise hat dann aber alles so gut geklappt, dass ich am nächsten Tag nach Auswahl meines Stundenplanes schon in die Schule gehen konnte.
Hier eine kleine Anmerkung, erkundigt euch im Vorhinein, ob ihr von eurer deutschen Schule aus, irgendwelche Kurse während eures Auslandsjahrs belegen müsst. Andernfalls habt ihr bei manchen Schulen in den USA die Chance nur Kurse zu wählen, die euch wirklich interessieren und könnt dafür dann Kurse wie Englisch oder Mathe auslassen. Außerdem legt euch nicht vor Bekanntgabe der Wahlmöglichkeiten auf irgendetwas fest. Bei mir gibt es viele Kurse, die bei uns nicht angeboten werden. So konnte ich jetzt beispielsweise Flugsimulator als Kurs wählen.
Als ich an meinem ersten Schultag nach Hause kam, war ich komplett überwältigt von den ganzen neuen Eindrücken, der Größe der Schule und dem vielen Englisch. Ich habe aber schnell gelernt, man kann nicht alle Aufgaben gleichzeitig angehen. Denn dann wäre man bei allem nur halb beider Sache. Deswegen habe ich früh angefangen, alle Aufgaben aufzuschreiben und step by step, eine nach der anderen zu erledigen.
Der Gastbruder aus Taiwan ist in der Familie in Utah angekommen
Am Donnerstag kam dann auch nach der Schule mein Mit-Zimmer-Bewohner und Gastbruder aus Taiwan an. Ich freue mich, jemanden zu haben, der mit mir zusammen all die Dinge hier erlebt. Meine Gastmutter und ich wollten ihn eigentlich zusammen am Flughafen abholen. Wir haben ihn jedoch aufgrund des katastrophalen Verkehres leider verpasst, was jedoch glücklicherweise nicht so schlimm war, da mein Gastvater schon am Flughafen stand und ihn abgeholt hat.
Am Samstag sind wir dann auf einen kleinen, selbst organisierten Tauschmarkt für Gemüse gefahren und haben dort zudem gefrühstückt. Nachdem wir dann der Tochter meiner Gasteltern beim Umzug geholfen hatten, sie wechselt ab jetzt aufs College, verlief der weitere Tag ruhig.
Am Sonntag sind mein Gastbruder und ich, als es für meine Gasteltern zur Kirche ging, nach kurzer Absprache, zuhause geblieben, weil wir nach den ganzen neuen Eindrücken erst einmal eine Pause benötigten, Abstand von der Woche nehmen wollten und noch paar Sachen erledigen mussten.
Anschließend durften wir den Bruder meiner Gastmutter kennenlernen. Ich kann dazu nur sagen, aus meiner Sicht sind Amerikaner crazy. Dort wurde meinem Gastbruder und mir, beim Pizza essen, die Lieblingsaktivität vieler Amerikaner, neben Football, erklärt und in Videos gezeigt: Schießen. Ich glaube, alle die schon ihr Auslandsjahr angefangen haben, wissen, wovon ich rede.
Wie man in der High School gut Freunde finden kann
Aber noch mal zurück zur Schule, wenn ihr den Unterricht besucht, denkt dran, nutzt euren Status als Austauschschüler, um schnellerFreunde zu finden. Denn ohne diese kann ein Auslandsjahr schnell ziemlich langweilig werden und mit eurem Status als Austauschschüler habt ihr gute Karten, interessant gefunden zu werden und so Freundschaften aufzubauen. Außerdem scheut euch nicht, euch an Tische zu setzen und Gespräche anzufangen. Das gehört dazu. Zudem erkundigt euch, wie es an eurer Schule mit Clubs funktioniert. An vielen Schulen, wie auch an meiner, findet eine Club Rushhour statt, bei der sich die Clubs vorstellen, um neue Mitglieder anzuwerben.
Tipps zum Schluss
Und zum Schluss denkt daran, die Gastfamilien machen das alles freiwillig, unterstützt sie, fragt, ob ihr irgendwie helfen könnt und sagt immer danke. Und was ihr auch nie vergessen dürft - es gibt nicht zu viel zu erleben, a busy exchange student is a happy exchange student.
Bis bald Euer Lasse

