Schüleraustausch USA: Thanksgiving, Weihnachten und Waldbrände in Kalifornien

Navina: Seit dem Gastfamilienwechsel fühle ich mich sehr wohl

Navina vor der Silhouette von Los Angeles

Navina aus Schleswig-Holstein verbringt ihr Auslandsjahr mit unserem Austausch-Stipendium in Kalifornien. Sie berichtet hier über ihre Erfahrungen.

Seit meinem letzten Reisebericht sind einige Dinge in meinem Leben hier in den USA passiert, die vor allem dafür gesorgt haben, dass es mir hier besser geht. Die ersten Monate waren nicht unbedingt leicht, aber mir geht es mittlerweile sehr viel besser. Das liegt vor allem an einer Tatsache: ich habe endlich meine Gastfamilie gewechselt.

Der Wechsel der Gastfamilie hat ganze drei Monate gedauert!

Drei Monate, in denen ich mit einer Familie gelebt habe, mit der ich nicht zusammenleben wollte, in einem fremden Land und ohne Leute, die einem wirklich vertraut waren. Ich habe mich in dieser Zeit sehr alleine gefühlt und das Einzige, was meine Austausch-Organisation dazu zu sagen hatte, war, es sei momentan ,,schwierig“, eine neue Familie zu finden – und zwar drei Monate lang.

Ich dachte jede Woche, dass sie diese Woche doch bestimmt jemanden finden, wurde jedoch immer wieder enttäuscht. Letztendlich war es die Gastmutter von einer anderen Austauschülerin hier, die ihre Freundin fragte, ob ich nicht bei ihnen einziehen könnte. So kam es auch, denn ich lernte die besagte Freundin kennen und verstand mich auf Anhieb super gut mit ihr und der Familie.

Meine neue Gastfamilie für das Auslandsjahr USA in Kalifornien

Meine neue Gastfamilie hat zwei Söhne im Alter von 13 und 14, mit denen ich mich sehr gut verstehe. Meine Gastmutter arbeitet von zuhause aus und mein Gastvater arbeitet als Pilot, weswegen er oft unterwegs ist. Ich fühle mich hier so viel wohler und denke, dass ich endlich angekommen bin. Ich kann mit ihnen einfach ich selbst sein und fühle mich bereits nach ein paar Wochen wie ein Teil der Familie. Sie haben mich sehr herzlich aufgenommen und ich denke, dass ich endlich meine zweite Familie hier in den USA gefunden habe.

Thanksgiving mit meiner Gastfamilie in den Bergen von Kalifornien

Der Wechsel fand Mitte November statt und direkt nachdem ich mich hier eingerichtet habe, hatten wir auch schon ,,Thanksgiving Break“. Während den Ferien sind wir zu den Eltern meiner Gastmutter gefahren, die ein Ferienhaus in den Bergen nördlich von San Diego haben. Es war unglaublich schön dort, denn wir hatten einen wunderbaren Ausblick auf die Berge und die Natur.

Dort haben wir dann auch mein erstes amerikanisches Thanksgiving verbracht. Die gesamte Familie kam und wir haben die Tage zusammen in dem kleinen Ferienhaus verbracht. Wir haben Spiele gespielt, Spaziergänge gemacht und natürlich Thanksgiving gefeiert.

Ich wurde nicht enttäuscht von meinem ersten Thanksgiving. Es gab den berühmten Truthahn, eine Menge an Kürbis in vielen Varianten, Salate und natürlichen auch vier verschiedene Sorten des ,,American Pie ´s“. Ich muss sagen, dass ich deutschen Kuchen immer noch lieber mag als Pie und den Truthahn nicht probiert habe, da ich Vegetarier bin. Dennoch war es sehr schön, gemeinsam mit meiner neuen Familie ihr traditionelles und geliebtes Fest zu erleben und einfach mal ein nicht-deutsches Fest zu feiern.

Nach Thanksgiving wieder in meiner High School in den USA

Nachdem wir wieder zurück kamen, ging auch schon meine Schule hier weiter. Vor der einen Woche Thanksgiving Break, hatten wir unsere sogenannten ,,Finals“ geschrieben. Das sind Abschlussarbeiten, die man schreibt, wenn das Semester, oder in meinem Fall Trimester endet. Nach dieser stressigen Zeit habe ich mich sehr auf einen neuen Stundenplan gefreut. Wie sich herausstellte, war mein neuer Stundenplan jedoch um einiges schwerer und ich war die erste Woche erst einmal wieder mit allem überfordert.

Waldbrände im Schüleraustausch USA in Kalifornien

Nachdem ich eine Woche wieder in der Schule war, passierte etwas Unerwartetes. Ich saß eines Abends im Dezember mit meiner Gastmutter im Wohnzimmer, als wir plötzlich Stromausfall hatten. Erst einmal haben wir uns nichts dabei gedacht, aber als mein Gastbruder dann zu uns kam und meinte, dass der Stromausfall wegen eines Feuer ist, welches wir vom Fenster aus sehen könnten, war unsere Aufmerksamkeit geweckt. Ich muss zugeben, dass mich die Flammen des Waldbrandes, die hinter der Nachbarschaft loderten, sehr eingeschüchtert haben.

Es sah wirklich gefährlich aus und wir haben sicherheitshalber eine Tasche mit dem Wichtigsten gepackt, falls wir evakuiert werden müssen. Stundenlang passierte nichts und wir haben nur gewartet. Wir beschlossen dann, die Sachen ins Auto zu laden und zu Verwandten zu fahren. Unser Nachbar hat uns dann jedoch beruhigt und meinte, dass das Feuer weit genug weg sein würde, weil er gerade aus der Richtung kam. Wir überzeugten uns dann selbst, indem wir in die besagte Richtung fuhren und selbst sahen, dass es wirklich noch weit genug entfernt war. Wir schliefen dennoch nicht wirklich beruhigt.

Am nächsten Tag fiel die Schule aus und wurde auch für zwei Wochen nicht mehr geöffnet, da unser County sich in einem Ausnahmezustand befand. Unsere Nachbarstadt Ventura war schlimm von dem Feuer betroffen, Tausende Menschen verloren ihr Zuhause und viele weitere wurden evakuiert. Wir versuchten mit Kleider- und Essensspenden den Betroffenen zu helfen und beobachteten die Nachrichten, ob das Feuer vielleicht doch in unsere Richtung drehen würde.

Ich verabredete mich in der Zwischenzeit mit meinen Freunden und wir gingen Schoppen, ins Kino oder verbrachten den Tag einfach mit Filme schauen, da wir aufgrund der schlechten Luftverhältnisse nicht lange rausgehen durften. Es war ein komisches Gefühl, jedes Mal wenn man das Haus verlassen hat und schon den Rauch über den Bergen gesehen hat.

Freunde finden im Auslandsjahr USA ist für mich schwierig

Das Freunde finden war für mich persönlich eines der schwersten Kapitel während meines Auslandsjahres. Ich bin kein schüchterner Mensch, jedoch scheint es so als würde ich keinen richtigen Anschluss finden. Ich habe ein paar Leute, mit denen ich auch außerhalb der Schule mal etwas unternehme, aber es ist schwierig zu diesem Punkt zu kommen. Alle scheinen interessiert an einem, aber nur auf einer oberflächlichen Basis. Ein weiterer Grund ist, dass meine Schule keine Sportarten anbietet und ich somit nicht wirklich Kontakte knüpfen kann, wenn ich nicht gerade im Unterricht sitze, in welchem man wiederum nicht reden soll. Ich gebe jedoch nicht auf und versuche einfach, weiterhin möglichst offen und positiv auf neue Leute zuzugehen.

Nachdem das Feuer soweit unter Kontrolle war und die Luftqualität etwas besser, hatten wir noch eineinhalb Wochen Schule, bevor wir auch schon wieder zwei Wochen Weihnachtsferien hatten.

Mein Weihnachten in den USA war eine einzigartige und sehr interessante Erfahrung

Mir war schon im Vorhinein klar: Das amerikanische Weihnachten wird anders als das deutsche, aber ich hätte es mir nicht so unterschiedlich vorgestellt. Am 24. Dezember sind wir lediglich am Morgen in die Kirche gegangen und haben am Abend mexikanisch gegessen. Es war ansonsten ein ziemlich normaler Tag und hatte nichts Heiliges an sich. In Deutschland haben wir jedes Mal ein richtiges Festmahl, überall sind Kerzen erleuchtet und man hat seine bestimmten Traditionen.

Hier haben wir von Papptellern gegessen und nebenbei Football geguckt, eben typisch amerikanisch. Am 25. Dezember haben wir am Morgen unsere Geschenke überreicht und zusammen gefrühstückt. Danach sind wir dann noch bei wunderbaren 20 Grad spazieren gegangen und haben Spiele gespielt. Insgesamt war es eine schöne Erfahrung und ich hatte die Möglichkeit, die Familie meiner Gastfamilie noch besser kennenzulernen.

Silvester und Neujahr in den Bergen von Kalifornien

Direkt am Tag nach Weihnachten sind wir in das gleiche Ferienhaus, wie schon an Thanksgiving gefahren und haben dort ein paar Tage verbracht. Neujahr war ein ziemlich normaler Tag. Ich wusste bereits, dass es verboten ist, hier richtige Feuerwerke zu machen und die meisten Menschen sich nur den Ball in New York im TV ansehen, der um Mitternacht runter fällt. Ich habe den Abend bei einer Freundin verbracht und wir haben Filme geguckt und Karten gespielt, bis es Mitternacht war und wir den berühmten „Ball Drop“ in New York verfolgt haben.

Ich war ein wenig traurig, dass ich an diesem Abend nicht in Deutschland bei den Menschen war, mit denen ich sonst immer meine gewohnten Neujahrstraditionen feiere. Ich hatte allerdings einen netten Abend hier und freue mich, dass ein neues Jahr angefangen hat, in dem ich noch viele weitere Dinge hier lernen und erleben kann. Außerdem bedeutet es, dass ich bereits dieses Jahr meine Familie und Freunde in Deutschland wiedersehen werde.

Ich habe mich schon sehr an das Leben in den USA gewöhnt

Mir ist mittlerweile aufgefallen, wie sehr ich schon an die Dinge hier in meinem Leben in den USA gewöhnt bin. Am Anfang war jede Palme und jeder Supermarkt-Besuch aufregend und neu. Es hat alles eine gewisse Normalität angenommen, dass man im Winter in kurzer Hose rausgehen kann, oder einfach mit jeder Person in seinem Umfeld englisch zu reden.

Meine Englischkenntnisse haben sich im Auslandsjahr USA sehr verbessert

Apropos englisch Reden, meine Sprachkenntnisse haben sich deutlich verbessert und ich kann fast alles sagen, das ich in derselben Weise auf Deutsch gesagt hätte. Lediglich mein Akzent stört mich noch sehr, da man sich sehr darauf konzentrieren muss, alles richtig auszusprechen. Ansonsten kann ich mich allerdings nicht beklagen, denn ich habe keine Probleme mit der Sprache, abgesehen von Mathe, da haben fehlen mir einfach manche Vokabeln. In der Schule muss ich mittlerweile auch nicht mehr so oft nachfragen, wie wir bestimmte Hausaufgaben an unserem Computer machen sollen, da ich mittlerweile auch an den Umgang mit meinem Schulcomputer gewöhnt bin. Es ist ein schönes Gefühl langsam zu wissen, wie alles funktioniert und die kulturellen Unterschiede verstehen zu lernen.

In den restlichen Ferientagen war ich beschäftigt die Hausaufgaben, die wir ärgerlicherweise über die Ferien aufbekommen haben, zu erledigen und Ausflügen mit meiner Gastfamilie zu machen.

Mein Ausflug nach Los Angeles und Hollywood

Mein Lieblingsausflug, den wir bisher gemacht haben, war unsere Wanderung auf den Berg des Hollywoodzeichens. Wir sind ein paar Stunden gelaufen und es war auch ziemlich anstrengend, aber es hat sich definitiv gelohnt. Wir hatten einen fantastischen Ausblick über Los Angeles und das berühmte Zeichen befand sich direkt unter uns. Danach sind wir noch zum ,,Walk of Fame“ gegangen, wo all‘ die Sterne mit den berühmten Namen am Boden sind. Ich habe dort sogar ein Döner Restaurant gefunden. Das hat mich wirklich gefreut, denn niemand hier kennt Döner oder verkauft ihn.

Besuch einer US-Universität in Kalifornien

Ein paar Tage später besuchte ich dann auch noch eine amerikanische Universität und habe an einer Tour über den Campus teilgenommen. Es war sehr faszinierend zu sehen, wie amerikanische Studenten leben. Der größte Unterschied zu Deutschland ist vermutlich, dass das Studieren hier leicht mal um die 50.000 Dollar im Jahr kosten kann.

Insgesamt waren meine Weihnachtsferien echt schön und ich versuche mich gerade wieder an den Schulrhythmus anzupassen.

Dann fing auch meine Schule wieder an und ich wurde von den Lehrern mit Hausaufgaben überschüttet. In Deutschland bekomme ich sehr viel auf, aber es ist nichts im Gegensatz zu meiner Schule hier.

Was ich in den nächsten Monaten von meinem Auslandsjahr USA erwarte

Meine Erwartungen an die nächsten Monate sind wahrscheinlich zu hoch. Dennoch hoffe ich irgendwie, dass sie noch mal genau so aufregend werden wie die ersten paar Monate hier. Ich habe mich mittlerweile schon an meinen Alltag hier gewöhnt und es ist nicht mehr ganz so interessant, wie am Anfang meines Auslandsjahres.

Das Gute daran ist jedoch, dass ich mich endlich besser zurecht finde und nicht mehr mit allem Hilfe brauche. Im Frühjahr steht ein weiterer Wechsel meines Stundenplanes an, da wir dann das dritte Trimester starten. Außerdem haben wir die Aufführung von unserem Musical im Frühling und meine Gastfamilie plant, mir über die Osterferien noch mehr von Kalifornien zu zeigen.

Nächsten Monat kommt mich meine beste Freundin aus Deutschland für vier Tage besuchen. Sie verbringt momentan ihr Auslandsjahr in Illinois und hat dann ein paar Tage schulfrei. Ich freue mich sehr auf ihren Besuch, da ich ihr meine Stadt zeigen kann und sie meine Gastfamilie kennenlernen wird. Außerdem kann ich mit ihr all‘ die typischen Touristen Sachen in Los Angeles machen und es wird endlich jemand meine Begeisterung teilen können.

Ich kann nicht ganz glauben, dass die Hälfte meiner zehn Monate hier bereits herum sind, denn es fühlt sich nicht so an. Ich habe bereits so viele Dinge erlebt und auf der anderen Seite noch so viele die noch vor mir liegen. Es gibt noch einige Sachen, die ich in Los Angeles sehen möchte und noch viele mehr, die ich mit meiner Gastfamilie vorhabe.

Ich hoffe, dass ich die nächsten Monate außerdem dazu nutzen kann die amerikanische Gesellschaft noch etwas tiefer zu ergründen, denn im Durchschnitt habe ich erlebt, dass die Menschen hier nur oberflächlich bleiben.

Mich interessiert jedoch sehr, was hinter der Fassade des freundlichen Smalltalks steckt. Ich habe bisher zu niemandem richtig engen Kontakt, abgesehen von meiner Gastfamilie, wobei es selbst mit ihnen schwieriger war sie gut kennenzulernen, als es vermutlich in Deutschland der Fall gewesen wäre.

Ich werde auf jeden Fall weiter von meinem Auslandsjahr und den kommenden Ereignissen berichten!

Eure Navina