Freiwilligendienst im Gap Year: Liv Marit hat in Malawi viel über die Kultur gelernt und sich weiterentwickelt

Liv Marit verbringt das Gap Year im Freiwilligendienst mit einem AUF IN DIE WELT-Stipendium in Malawi. Sie hat in Malawi viel gelernt und Herausforderungen gemeistert

AUF IN DIE WELT: Freiwilligendienst im Gap Year in Malawi (Foto: BürgerStiftung Region Ahrensburg)

Liv Marit aus Schleswig-Holstein verbringt ein Auslandsjahr nach der Schulzeit mit einem AUF IN DIE WELT-Stipendium der BürgerStiftung Region Ahrensburg. Sie hat sich für das Gap Year für einen Freiwilligendienst in Malawi entschieden. Sie berichtet hier über die Erfahrungen. Alles zu ihrem Auslandsjahr und zu anderen Freiwilligendienstlern sind im AUF IN DIE WELT-Blog zu sehen.

Informationen und Praxis-Tipps zum Gap Year und zu Freiwilligendiensten nach der Schulzeit gibt es im AUF IN DIE WELT-Portal in der Themenseite zum Gap Year.

Der Freiwilligendienst hat Liv Marit völlig neue Sichten gebracht

Als ich vor etwa acht Monaten meine Reise nach Malawi antrat, war ich aufgeregt und voller Vorfreude. An diesem Punkt konnte ich mir noch nicht vorstellen, was auf mich zukommen würde. Im Nachhinein ist es spannend zu betrachten, wie sehr sich meine Sicht auf so viele Dinge während meiner Zeit in Malawi verändert hat, und wie die Erlebnisse und Erfahrungen meinen Freiwilligendienst zu einer der prägendsten Zeiten meines Lebens gemacht haben.

Liv Marit hat viel über die Kultur, Land und Menschen in Malawi gelernt

Ich hatte die Möglichkeit, das vielfältige Land Malawi mit all seinen Facetten kennenzulernen, viele neue Menschen zu treffen und in die einzigartige Kultur mit ihren Traditionen und Bräuchen einzutauchen. So habe ich einen Einblick in ein völlig anderes Leben gewonnen und konnte viel lernen, zum Beispiel über die Sprache, Religion, landestypische Gerichte und die Werte und Lebenseinstellungen der Menschen.

Der Freiwilligendienst hat auch eine neue Sicht auf politische Aspekte gebracht

Der Freiwilligendienst wird auch als politischer Lerndienst bezeichnet, da Freiwillige in ihrer Zeit im Ausland viel über politische Themen dazulernen und neue Perspektiven in Bezug auf bestimmte Thematiken gewinnen. Meine Erlebnisse in Malawi haben mich oft zum Nachdenken gebracht, ich habe angefangen viele Dinge zu hinterfragen und mich selbst zu reflektieren. Besonders mit Themen wie Kolonialgeschichte, Ungerechtigkeit, Armut, Rassismus und Privilegien habe ich mich kritisch auseinandergesetzt, da sie eine große Rolle in meinem Alltag spielten. Ich bin davon überzeugt, dass ich durch meine Erfahrungen in Malawi sensibilisierter für Fragen sozialer Gerechtigkeit bin und hoffe, dass ich in Zukunft Multiplikatorin für globales Lernen sein kann.

Liv Marit hat gerne mit benachteiligten Kindern gearbeitet

Neben diesen wertvollen Eindrücken und Erkenntnissen durfte ich auch praktische berufliche Erfahrungen sammeln. Die Arbeit mit den Waisenkindern hat mir viel Freude bereitet. Somit bestätigt und konkretisiert sich meine Vorstellung, später beruflich im sozialen Bereich tätig zu sein und weiterhin mit benachteiligten Kindern zu arbeiten.

Liv Marit hat sich im Freiwilligendienst persönlich weiterentwickelt

Außerdem habe ich mich in den letzten Monaten auch persönlich weiterentwickelt. Ich denke, dass ich selbstständiger und selbstsicherer geworden bin. Ich habe gelernt, dass es von großer Bedeutung ist, offen auf andere Menschen zuzugehen, gut zuzuhören, Fragen zu stellen und offen für andere Meinungen zu sein. Dabei konnte ich für mich feststellen, wann es hilfreich ist, seine eigenen Ansichten und Meinungen in Frage zu stellen und eventuell zu ändern und wann es wichtig ist, an seinen eigenen Werten und Überzeugungen festzuhalten und trotzdem andere Perspektiven zu akzeptieren. Gerade bei Diskussionen über kontroversen Themen gibt es oft Meinungsverschiedenheiten, da sie kulturell anders bewertet werden.

Die Umgangsweise mit Kindern in Malawi wirkte schockierend

Manchmal fiel es mir nicht leicht, andere Meinungen zu akzeptieren und Handlungen anderer zu verstehen. Zum Beispiel ist es in Malawi nicht unüblich, Kinder bei “Fehlverhalten mit Gewalt zu bestrafen”. In den meisten Schulen, Kindergärten und Haushalten werden Kinder mit Stöckern, Gürteln oder mit der Hand geschlagen, verbal bedroht oder vor anderen Kindern bloßgestellt. Als ich das miterlebte, war ich schockiert und überfordert. Ich fragte mich, wie ich damit umgehen sollte. Hinschauen und nichts tun war für mich keine Option. Es ist wichtig, sich für die Rechte der Kinder einzusetzen und die betroffenen Personen dazu anzuregen, ihre Erziehungsmethoden zu hinterfragen und zu ändern. Auch wenn es sehr schwierig für mich war, bemühte ich mich gleichzeitig, die Hintergründe eines solchen (für mich verwerflichen) Verhaltens zu verstehen. Diese Erfahrung gehört auf jeden Fall zu meinen negativen Erlebnissen.

Die Unterstützung durch die Organisation in Malawi war enttäuschend

Dazu kommen weitere Schwierigkeiten, die ich besonders in meiner ersten Zeit in Malawi hatte. Manchmal fühlte ich mich allein, gerade weil meine Organisation vor Ort durch Umstrukturierungen leider nicht gut auf uns Freiwillige vorbereitet war. So war der Chef die ersten Monate aus persönlichen Gründen nicht vor Ort, und keiner der zahlreichen Mitarbeiter fühlte sich richtig verantwortlich oder zuständig.

Für eine bessere Eingewöhnung hätte ich mir eine klare Struktur und richtige Aufgaben auf der Arbeit gewünscht, aber mit viel Eigeninitiative war es meiner Mitfreiwilligen und mir auch möglich, sinnvolle Tätigkeiten für uns zu finden. Nachdem wir die unterschiedlichen Bereiche der Organisation kennengelernt haben, nutzten wir die Möglichkeiten, unsere eigenen Projekte auf die Beine zu stellen. Es brauchte seine Zeit, neue Strukturen zu schaffen und die Angebote auf die Bedürfnisse der Kinder anzupassen, aber mit der Zeit spielte sich alles ein und auch die Organisation schätzte unsere Arbeit und unterstützte die Projekte.